Eine Insel der Bestechlichen?
36 Prozent der Taiwaner sollen im vergangenen Jahr im Umgang mit den Behörden geschmiert haben, so der neueste Bericht von Transparency International, das die Staaten auf Korruption prüft. Auf diesem Index ist Taiwan nun gelb eingefärbt und steht damit auf einer Stufe mit Staaten wie Pakistan, Indonesien oder Laos. Zum Vergleich: In Japan und Südkorea hat kein einziger Haushalt angegeben, Schmiergeld in den letzten zwölf Monaten bezahlt zu haben.
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Taiwan will diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen, das Aussenministerium hat über seine Vertretung in Deutschland die NGO aufgerufen, ihre Untersuchung zu erklären, berichtet CNA.
Der Global Corruption-Barometer GCB wurde Anfang Juli veröffentlicht, Transparency International führt darin insgesamt 107 Länder auf. Von den 14 in der Region Asien-Pazifik untersuchten Ländern, steht Taiwan auf dem drittletzten Platz.
Andere Zahlen in Taiwan
Auch Taiwans Justizminister Tseng Yong-fu zweifelt an der Richtigkeit der Untersuchung: «Das würde bedeuten, das jeder dritte Taiwaner im vergangenen Jahr einen Beamten bestochen hätte. Diese Zahl ist einfach zu hoch, und damit unglaubwürdig,» so CNA.
In einer vom Justizministerium 2012 in Auftrag gegebene Untersuchung, hätten nur 0,8 Prozent der Befragten gesagt, dass sie Beamte bestochen hätten. 2,5 Prozent hätten dagegen von jemand anderem gehört, der geschmiert habe. Auch wenn man diese zwei Zahlen zusammen nehme, so Tseng, sei man von 36 Prozent noch weit entfernt.
Im Bericht schneiden in Taiwan die politischen Parteien und die Justiz am schlechtesten ab, diese würden hier als korrupteste Institutionen empfunden, so Transparency International. In Japan und Südkorea steht es ebenfalls um die Vertrauenswürdigkeit der politischen Parteien und Institutionen sehr schlecht.
Chinesisches Unternehmen beauftragt
Transparancy International sei ihrerseits überhaupt nicht transparent, findet die dagegen die Tagezeitung United Daily News. Anstatt zumindest auf eine Telefonumfrage zu setzen, habe man sich für die Online-Methode entschieden, die weniger genau sei. Ausserdem sei Festlandchina von der Umfrage ausgenommen, da die dortige Regierung ausländischen Organisationen solche Umfragen nicht erlaube.
Besonders seltsam sei es deshalb, dass nun ein chinesisches Unternehmen für die Umfrage in Taiwan beauftragt wurde. Transparency International schrieb zuerst von einer Telefonumfrage eines in Hongkong eingetragenen Unternehmens.
Die NGO hat diese Angaben in ihrem Bericht inzwischen korrigiert und ihr Bedauern ausgedrückt, so die China Times. Gleichzeitig stehe man aber hinter den Umfrageergebnissen, so Transparency Interantional.
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