«Barefoot Gen» auf dem Index
Der 10-bändige Manga Hadashi no Gen (eng. Barefoot Gen/ dt. Barfuss durch Hiroshima) aus den 1970er-Jahren erzählt eindrücklich und ungeschminkt vom Atombombenabwurf auf Hiroshima und dessen tragische Auswirkungen aus der Perspektive des sechsjährigen Gen Nakaoka und seiner Familie.
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Die Geschichte, die auf den persönlichen Erlebnissen von Autor Keiji Nakazawa basiert, zählt heute zu den Klassikern der Manga-Literatur und wurde in über 20 Sprachen übersetzt. Auch mehrere Verfilmungen und ein Anime sind aus der Vorlage von Keiji Nakazawa entstanden. Barefoot Gen ist nicht mehr aus den Schulbibliotheken in Japan wegzudenken.
Doch offenbar passt die Geschichte von Gen und seiner Familie nicht allen Bürgern. In der Stadt Matsue, Präfektur Shimane, brauchen die Schüler seit letztem Dezember eine Bewilligung ihres Lehrers, um Barefoot Gen ausleihen zu dürfen. Dies hat die lokale Schulbehörde beschlossen, nachdem ein Bewohner eine Petition eingelegt hatte.
«Falsche Sicht auf die Geschichte»
Der Stein des Anstosses war nicht etwas die grausame Abbildung der Atombombenopfer. Der Bewohner störte sich an der kritischen Auseinandersetzung des Bandes mit den Kriegsverbrechen der japanischen Armee. Darin ist zu sehen, wie die japanischen Soldaten in den besetzten, asiatischen Ländern während des Zweiten Weltkriegs Gefangene geköpft und Frauen sexuell missbraucht und verstümmelt haben.
«Die Kinder erhalten so eine falsche Sicht auf die Geschichte, weilt die in ‹Barefoot Gen› beschriebenen Gräueltaten so nie stattgefunden haben», erklärte der Bürger laut Asahi Shimbun seine Petition. Die Stadtversammlung lehnte zwar die Petition ab, doch offenbar stiess sie bei der verantwortlichen Schulbehörde auf Anklang. Tatsächlich habe es in Barefoot Gen viel zu grausame Bilder, es seien entsprechende Massnahmen zu ergreifen.
Nakazawas Absicht
Keiji Nakazawas Reaktion wird ausbleiben. Er ist letzten Dezember im Alter von 73 Jahren an Lungenkrebs gestorben. An seiner Stelle bezog jedoch Ehefrau Misayo Stellung.
Es sei die Absicht ihres Mannes gewesen, das Elend des Krieges und des Atombombenabwurfs den Kindern zu verdeutlichen, um solche Vorkommnisse in Zukunft zu verhindern. Ihr Mann habe die Bilder der Kriegsgräuel gar abgeschwächt illustriert, denn die Brutalität der Armee sei weit darüber hinausgegangen.
Auch andere Experten stehen hinter Nakazawas Werk. «Wenn man nur schon den internationalen Erfolg von ‹Barefoot Gen› berücksichtigt, ist diese Entscheidung von Matsue rückwärtsgewandt», zitiert die Mainichi Shimbun Professor Kazuma Yoshimura von der Kyoto Seika Universität. Man müsse sich fragen, wie man sonst die Erfahrungen der Bombenabwürfe und des Krieges weitergeben möchte.
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