Verkaufsschlager «Barefoot Gen»
In der Stadt Matsue in der Präfektur Shimane benötigten die Kinder seit letztem Dezember eine Bewilligung ihres Lehrers, um den Manga Barefoot Gen in den öffentlichen Stadt- und Schulbibliotheken ausleihen zu dürfen (Asienspiegel berichtete).
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Der Klassiker von Keiji Nakazawa erzählt ungeschminkt die Geschichte des Atombombenabwurfs auf Hiroshima aus der Perspektive des jungen Gen. Die Schulbehörde der Stadt Matsue störte sich derweil an der Illustration der Kriegsverbrechen der japanischen Armee in den damals besetzten Ländern.
Diese seien derart gewalttätig und schockierend, dass sie vor den Kindern zu schützen seien.
Klagen aus dem ganzen Land
Seit die Ausleihe-Restriktion letzte Woche in den Medien publik wurde, hat die Stadt Matsue über 2200 Klagen aus dem ganzen Land erhalten. Inzwischen fordert der Lehrerverband der Präfektur Shimane die Aufhebung der Restriktion für die Schulbibliotheken, wie FNN News berichtet.
Auch ein Grossteil der betroffenen Schulen spricht sich laut der Yomiuri Shimbun für eine Neuüberprüfung des Entscheids aus.
Laut der Mainichi Shimbun hat die Chefin der Schulbehörde den umstrittenen Entscheid offenbar ganz alleine gefällt, ohne die weiteren vier Mitglieder zu konsultieren. Sie sei derart schockiert über die Illustrationen von sexueller Gewalt gewesen, dass sie den Manga vor den Kindern schützen wollte.
Eine Bibliothek reagiert
Der Druck der Einwohner hat anderswo bereits Wirkung gezeigt. So griff auch die Stadtbibliothek von Tottori zur selben Massnahme wie Matsue. Erst nach zahlreichen Klagen von Einwohnern folgte der Rückzieher. Seit ein paar Tagen hat die Tottori Central Library alle Restriktionen für die Ausleihe von Barefoot Gen aufgehoben, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
«Unsere Aufgabe ist es, Material zur Verfügung zu stellen, das zur Grundlage für eine freie Diskussion unter den Einwohnern wird», begründet die Stadtbibliothek ihren Entscheid. Ab sofort liegt Barefoot Gen wieder in der Manga-Ecke auf. Es seien bereits alle Bände ausgeliehen worden. Ausserdem würden Reservationen vorliegen.
So gefragt wie schon lange nicht mehr
Übrigens kommt die öffentliche Diskussion um Barefoot Gen den Verlegern des Mangas durchaus entgegen. Seit der Klassiker wieder in aller Munde ist, sind die Verkäufe rasant angesprungen.
Der Verkauf der Manga-Serie ist im Vergleich zu einem normalen Jahr um das 3-fache angestiegen, wie die Asahi Shimbun berichtet. Auch die Nachfrage nach der elektronischen Version habe zugenommen. Es seien besonders Eltern, die den Wunsch zum Ausdruck gebracht hätten, jetzt erst recht den Manga ihren Kindern kaufen zu wollen.
Die Manga-Serie Barefoot Gen ist bis heute über 6,5 Millionen Mal verkauft und in über 20 Sprache übersetzt worden.
Update, 26. August 2013
Nach einer Welle des Protests hat die Schulbehörde von Matsue ihre Ausleihrestriktion für Manga Barefoot Gen aufgehoben, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Es soll jeder einzelnen Schule selbst überlassen sein, ob sie die Ausleihe des Manga-Klassikers in ihren Bibliotheken einschränken möchte.
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