Der 96-jährige Ausreisser

Man könnte meinen, dass sich Ehepaare nach Jahrzehnten des Zusammenlebens arrangiert und Streitigkeiten nicht mehr nötig haben. Das muss nicht so sein, wie der Fall eines japanischen Ehepaars aus der japanischen Stadt Kitakyushu zeigt.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
So verliess ein 96-jähriger Mann nach einem verbalen Streit mit seiner 87-jährigen Frau am 25. Juli kurzerhand das Haus. Er gehe einkaufen, soll er davor noch gesagt haben. Er kam jedoch nicht zurück.
Besorgt benachrichtigte die Ehefrau die Polizei. Der Ehemann ging zu diesem Zeitpunkt bereits seine ganz eigenen Wege, wie die Sankei Shimbun berichtet. In der Zwischenzeit hatte er eine Liegenschaft verkauft. Die Kaufsumme steckte der 96-Jährige gleich bar ein und machte sich mit Stock und leichtem Gepäck auf den Weg ins Ferienparadies Okinawa.
Die Reise geht weiter
Drei Nächte verbrachte er auf der Insel. Am 28. Juli flog er mit dem Flugzeug zurück zum Flughafen Chubu bei der Grossstadt Nagoya. Es sollte lediglich ein Zwischenhalt sein, bevor er in Richtung Hokkaido weiterfliegen wollte.
Auf dem Taxistand des Flughafens Chubu soll er laut TBS News einen Taxifahrer gebeten haben, ihn irgendwo zu einem Park zu führen. Er sei obdachlos. Der besorgte Taxifahrer verweigerte ihm jedoch den Dienst. Das könne er nicht machen. Schliesslich nahm sich ein Angestellter einer Fluggesellschaft dem 96-Jährigen an.
28 Millionen Yen in bar
Die Polizei wurde kontaktiert. Schnell war klar, dass es sich um den ausgerissenen Ehemann aus Kitakyushu handeln musste. In seiner mitgeführten Tasche hatte er Kleidung und eine Menge Bargeld bei sich, in Form von gebündelten 10’000-Yen-Noten im Gesamtwert von 28 Millionen Yen (213’000 Euro). Fast drei Kilo wog die Tasche.
«Ich wollte mit dem Verkaufserlös der Immobilie irgendwo ein Haus kaufen und dorthin ziehen», soll er auf die Frage, was er mit dem vielen Geld anstellen wolle, der Polizei geantwortet haben. Dazu ist es nun nicht gekommen. Der 65-jährige Sohn hat seinen Vater beim Polizeiposten abgeholt. Zumindest ist es gut zu wissen, dass in Japan auch 96-Jährige ihre eigenen Wege gehen.
Buchtipp
«In Japan – Der praktische Reiseführer» (Edition 2023) von Jan Knüsel als E-Book, inkl. Corona-Updates und Kurzfilmen. Bei Japanspiegel Shop und Apple Books (CH, DE, A) erhältlich.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Mai 2023 – Dass dieser Blog mit über 5000 kostenlos zugänglichen Artikeln existiert, ist einzig der Grosszügigkeit vieler treuer Abonnenten zu verdanken. Mit regelmässigen Beiträgen bilden sie das finanzielle Fundament dieses unabhängigen Ein-Mann-Blogs, der 2009 gegründet wurde. Das Resultat sehen Sie täglich in Form eines neuen Artikels über das Geschehen in Japan. Es ist ein kleines Fenster in dieses faszinierende Land. Ich danke Ihnen von Herzen.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich zudem für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken