Die Aufwertung der Flugbegleiterin
Die wirtschaftliche Stagnation der letzten zwei Jahrzehnte hat Japans Arbeitsmarkt auf den Kopf gestellt. Die früher noch viel gelobte lebenslange Anstellung entspricht nur noch einem Wunschdenken. Stattdessen hat sich Japan seit Anfang des Jahrtausends zu einer Gesellschaft voller Teilzeitangestellter entwickelt.
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Die Zahl der Menschen, die keine Festanstellung haben, erreicht inzwischen über 17 Millionen (Asienspiegel berichtete). 2012 arbeiteten bereits 38,2% der Japaner als Zeitarbeiter oder Teilzeitangestellte. Diese jungen Arbeitnehmer verdienen heute weniger als ihre Eltern.
Was bleibt, ist eine desillusionierte Generation. Viele junge Japaner ziehen den Rückzug aus der Gesellschaft vor, Phänomene wie NEET, Freeter und Hikkomori haben Hochkonjunktur (Asienspiegel berichtete).
ANA macht den ersten Schritt
Doch nun gibt es ein erstes Anzeichen für einen Wandel. Die japanische Fluggesellschaft ANA hat angekündigt, ihre Flight Attendants nicht mehr auf befristeter Vertragsbasis anzustellen. Stattdessen sollen ab Frühling 2014 alle den Status der Vollzeitangestellten erhalten. Im Moment sind rund 1600 von 6000 Flugbegleiterinnen sogenannte Vertragsarbeiterinnen.
1995 führten ANA wie auch die andere japanische Airline JAL als Kostensparmassnahme ein System ein, bei dem die neu einsteigenden Flight Attendants auf Basis eines befristeten Jahresvertrags angestellt wurden. Erst nach dem dritten Jahr bekamen sie den Status vollwertiger Angestellter. Lediglich 10 Prozent verzichteten aus Heiratsgründen auf diesen Schritt.
Man habe diese Praxis rückgängig gemacht, um die Qualität des Arbeitsplatzes zu erhöhen und damit international konkurrenzfähig zu bleiben, heisst es bei ANA. Mit der Massnahme sollen vor allem, gut motivierte Flugbegleiterinnen zum Bleiben überzeugt werden.
Ein Traumberuf in Japan
Flight Attendant ist in Japan immer noch ein Traumberuf vieler junger Frauen. Der Markt hat sich derweil stark verändert. Die Konkurrenz im In- und Ausland hat mit der Schaffung neuer Billigairlines stark zugenommen (Asienspiegel berichtete).
Der Ausbau des Flughafens Haneda hat die Zahl der internationalen Airlines, die in Tokio landen, nochmals erhöht. Die Arbeitssuchenden haben heutzutage mehr Alternativen.
Mehr Urlaubstage, besserer Service
Für ANA könnte die Rechnung aufgehen. Zwar erhöhen sich mit der Umstellung die fixen Personalkosten für ANA. Gleichzeitig werden die Zahl der Abgänge und somit die hohen Kosten, um neues Personal zu suchen und auszubilden, stark reduziert.
Ausserdem sind die Festangestellten glücklicher und motivierter. Die Zahl der bezahlten Urlaubstage beträgt zudem fix 20 Tage, während Vertragsangestellte bislang lediglich 10 Tage im Jahr erhalten. Gemäss ANA sei durch die Umstellung daher nicht mit einer Kostenzunahme zu rechnen.
Auch Premierminister Shinzo Abe wird es freuen. Denn Angestellte in einem festen Arbeitsverhältnis verdienen nicht nur mehr, sie geben nachweislich auch mehr aus. Das hilft wiederum dem Wirtschaftswachstum, für das Abe bekanntlich alles riskiert. Nun bleibt die Reihe an JAL, das vorläufig noch am System der befristeten Vertragsanstellung festhält.
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