Smartphones ohne Kunden
Es gab eine Zeit, in der Japan der Trendsetter der Elektronikbranche war. Der Walkman von Sony war das unverkennbare Symbol dafür. Doch diese Tage sind schon längst vorbei. Apple hat mit seinem iPod den Walkman zu einem Relikt der 80er-Jahre gemacht.
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Der nächste Schlag folgte nur wenige Jahre später. Mit dem iPhone gelang es dem kalifornischen Hersteller den japanischen Smartphone-Markt zu erobern (Asienspiegel berichtete). Später folgte der südkoreanische Konkurrent Samsung.
Lange Jahre waren die heimischen Hersteller gut geschützt auf ihrer Insel. Ihre typischen Klapp-Handys mit den grossen Bildschirmen waren Ende der 90er-Jahre ihrer Zeit voraus.
Diese waren jedoch derart stark auf die japanische Bedürfnisse angepasst, dass sie im Ausland kaum Käufer fanden. Zudem war das Mobilfunknetz schon so früh auf dem 3G-Stand, dass die Europäer und Amerikaner mit dem Aufrüsten gar nicht hinterherkamen. Eine technische Inkompatibilität war die Folge.
Auf der eigenen Insel am Aussterben
Der Begriff Galápagos-Syndrom (jap. «Gara-kei») machte die Runde (Asienspiegel berichtete). Ähnlich wie die einzigartigen Kreaturen dieser Inselgruppe vor Ecuador hätten sich die japanischen Handys so stark an ihren isolierten Markt angepasst, dass sie ausserhalb des japanischen Archipels nicht überlebensfähig seien.
Dass die japanischen Smartphones auch auf der eigenen Insel aussterben könnten, daran hat bislang niemand gedacht. Gleich zwei Hiobsbotschaften in den letzten Wochen haben dies zu einem nicht mehr undenkbaren Szenario gemacht.
NEC, der einst grösster Handy-Hersteller Japans, hat Mitte Juli seinen Rückzug aus dem Smartphone-Markt angekündigt, wie NHK berichtete. «Wir sind zu spät in den Markt eingestiegen und wir haben es nicht geschafft, neue attraktive Produkte zu entwickeln», konstatierte Isamu Kawashima, Finanzchef bei NEC, an einer Pressekonferenz.
Festhalten am Galápagos-Handys
Wie viele andere japanische Hersteller verliess sich NEC bei der Entwicklung zu stark auf die Bedürfnisse der heimischen Mobilfunkanbieter. Eine global konkurrenzfähiges Smartphone konnte so nicht entstehen. NEC rutschte schliesslich in die roten Zahlen.
Bezeichnenderweise hält NEC an der Produktion der gewöhnlichen Galápagos-Handys fest. Denn viele haben in Japan die Umstellung aufs Smartphone noch gar nicht vollzogen.
Panasonics Rückzug
Nur zwei Wochen später folgt der nächste Rückzug, wie IT Media berichtet. Japans Elektronikkonzern Panasonic hat beschlossen, keine neuen Smartphones für seinen exklusiven Mobilfunkpartner NTT Docomo herzustellen. Gegen die Modelle von Sony und Samsung, zwei weitere Zulieferer von NTT Docomo, blieb das Unternehmen hoffnungslos unterlegen. Es wird erwartet, dass sich Panasonic damit ganz aus diesem Markt zurückziehen wird.
Eine Handvoll japanischer Hersteller wie Sharp, Sony und Fujitsu setzt weiter ihre Hoffnung darauf, irgendwann doch noch ein Killer-Smartphone zu entwickeln. Alleine Sony ist es jedoch gelungen, im Ausland Fuss zu fassen. Der Konzern verkauft bereits mehr Smartphones in Übersee als in Japan.
Nichtsdestotrotz bleibt Japan eine Hightech-Nation, als Hersteller wichtiger Einzelteile für das iPhone und andere Smartphones dieser Welt (Asienspiegel berichtete). Doch dies ist für ein Land, das einst als Vorreiter der technologischen Entwicklung galt, ein schwacher Trost.
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