Smart­pho­nes ohne Kunden

Ein früheres Markenzeichen Japans: Klapp-Handys in allen Varianten.
Ein frü­he­res Mar­ken­zei­chen Japans: Klapp-Han­dys in allen Vari­an­ten. Foto: flickr/​mynameis­ra­ge

Es gab eine Zeit, in der Japan der Trend­set­ter der Elek­tro­nik­bran­che war. Der Walk­man von Sony war das unver­kenn­ba­re Sym­bol dafür. Doch die­se Tage sind schon längst vor­bei. Apple hat mit sei­nem iPod den Walk­man zu einem Relikt der 80er-Jah­re gemacht.

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Der nächs­te Schlag folg­te nur weni­ge Jah­re spä­ter. Mit dem iPho­ne gelang es dem kali­for­ni­schen Her­stel­ler den japa­ni­schen Smart­pho­ne-Markt zu erobern (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Spä­ter folg­te der süd­ko­rea­ni­sche Kon­kur­rent Samsung.

Lan­ge Jah­re waren die hei­mi­schen Her­stel­ler gut geschützt auf ihrer Insel. Ihre typi­schen Klapp-Han­dys mit den gros­sen Bild­schir­men waren Ende der 90er-Jah­re ihrer Zeit voraus.

Die­se waren jedoch der­art stark auf die japa­ni­sche Bedürf­nis­se ange­passt, dass sie im Aus­land kaum Käu­fer fan­den. Zudem war das Mobil­funk­netz schon so früh auf dem 3G-Stand, dass die Euro­pä­er und Ame­ri­ka­ner mit dem Auf­rüs­ten gar nicht hin­ter­her­ka­men. Eine tech­ni­sche Inkom­pa­ti­bi­li­tät war die Folge.

Auf der eige­nen Insel am Aussterben

Der Begriff Galá­pa­gos-Syn­drom (jap. «Gara-kei») mach­te die Run­de (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Ähn­lich wie die ein­zig­ar­ti­gen Krea­tu­ren die­ser Insel­grup­pe vor Ecua­dor hät­ten sich die japa­ni­schen Han­dys so stark an ihren iso­lier­ten Markt ange­passt, dass sie aus­ser­halb des japa­ni­schen Archi­pels nicht über­le­bens­fä­hig seien.

Dass die japa­ni­schen Smart­pho­nes auch auf der eige­nen Insel aus­ster­ben könn­ten, dar­an hat bis­lang nie­mand gedacht. Gleich zwei Hiobs­bot­schaf­ten in den letz­ten Wochen haben dies zu einem nicht mehr undenk­ba­ren Sze­na­rio gemacht.

NEC, der einst gröss­ter Han­dy-Her­stel­ler Japans, hat Mit­te Juli sei­nen Rück­zug aus dem Smart­pho­ne-Markt ange­kün­digt, wie NHK berich­te­te. «Wir sind zu spät in den Markt ein­ge­stie­gen und wir haben es nicht geschafft, neue attrak­ti­ve Pro­duk­te zu ent­wi­ckeln», kon­sta­tier­te Isa­mu Kawa­shi­ma, Finanz­chef bei NEC, an einer Pressekonferenz.

Fest­hal­ten am Galápagos-Handys

Wie vie­le ande­re japa­ni­sche Her­stel­ler ver­liess sich NEC bei der Ent­wick­lung zu stark auf die Bedürf­nis­se der hei­mi­schen Mobil­funk­an­bie­ter. Eine glo­bal kon­kur­renz­fä­hi­ges Smart­pho­ne konn­te so nicht ent­ste­hen. NEC rutsch­te schliess­lich in die roten Zahlen.

Bezeich­nen­der­wei­se hält NEC an der Pro­duk­ti­on der gewöhn­li­chen Galá­pa­gos-Han­dys fest. Denn vie­le haben in Japan die Umstel­lung aufs Smart­pho­ne noch gar nicht vollzogen.

Pana­so­nics Rückzug

Nur zwei Wochen spä­ter folgt der nächs­te Rück­zug, wie IT Media berich­tet. Japans Elek­tro­nik­kon­zern Pana­so­nic hat beschlos­sen, kei­ne neu­en Smart­pho­nes für sei­nen exklu­si­ven Mobil­funk­part­ner NTT Doco­mo her­zu­stel­len. Gegen die Model­le von Sony und Sam­sung, zwei wei­te­re Zulie­fe­rer von NTT Doco­mo, blieb das Unter­neh­men hoff­nungs­los unter­le­gen. Es wird erwar­tet, dass sich Pana­so­nic damit ganz aus die­sem Markt zurück­zie­hen wird.

Eine Hand­voll japa­ni­scher Her­stel­ler wie Sharp, Sony und Fujit­su setzt wei­ter ihre Hoff­nung dar­auf, irgend­wann doch noch ein Kil­ler-Smart­pho­ne zu ent­wi­ckeln. Allei­ne Sony ist es jedoch gelun­gen, im Aus­land Fuss zu fas­sen. Der Kon­zern ver­kauft bereits mehr Smart­pho­nes in Über­see als in Japan.

Nichts­des­to­trotz bleibt Japan eine High­tech-Nati­on, als Her­stel­ler wich­ti­ger Ein­zel­tei­le für das iPho­ne und ande­re Smart­pho­nes die­ser Welt (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Doch dies ist für ein Land, das einst als Vor­rei­ter der tech­no­lo­gi­schen Ent­wick­lung galt, ein schwa­cher Trost.

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