Unattraktiv für die Besten der Welt
Um Japans Wirtschaft wieder anzukurbeln und konkurrenzfähig zu halten, braucht das Land viele gut ausgebildete, kreative ausländische Fachkräfte. Doch für die Gemeinde der Expats ist Japan ein wenig attraktives Land geblieben. Zu gross sind für viele die sprachlichen, kulturellen und administrativen Hürden.
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Japan betreibt offiziell keine Immigrationspolitik. Lediglich etwas über 2,2 Millionen Ausländer leben hier (Asienspiegel berichtete). Das ist für ein Land mit insgesamt 128 Millionen Einwohnern eine äusserst bescheidene Zahl. Trotzdem hat selbst die Regierung in Tokio inzwischen eingesehen, dass Japan mehr ausländische Spezialisten braucht, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können.
Mit einem Spezialvisum versucht sie seit letztem Jahr, Japan für die Fähigsten der Welt attraktiver zu machen. Die besten IT-Spezialisten, Ingenieure, Wissenschaftler und Wirtschaftsexperten sollten so angelockt werden.
70 Punkte für den Spezialstatus
Dafür erschuf das Justizministerium eigens ein Punktesystem, das den ausländischen Arbeitssuchenden nach Ausbildung, Berufserfahrung, Japanisch-Kenntnisse und Lohn beurteilt. Erreicht er 70 Punkte, erhält er den Status eines Hochqualifizierten.
Damit erhält er auf einen Schlag ein freies Arbeitsvisum über die Dauer von 5 Jahren, mit dem Recht nach Ablauf dieser Periode, einen Antrag auf ständigen Wohnsitz in Japan zu stellen. Gewöhnlich müssen Ausländer für dieses permanente Aufenthaltsvisum mindestens 10 Jahre in Japan gelebt haben.
Ein weiterer Vorteil ist, dass dem Ehegatte oder der Ehegattin der hochqualifizierten Person ebenfalls ohne Umwege ein Arbeitsvisum zugestanden wird. Auch ein Elternteil oder gar eine Familienbedienstete wie eine Nanny darf unter bestimmten Bedingungen nach Japan ziehen.
Ein völliger Flop
Schöne Aussichten, könnte man denken. Doch gebracht hat dieses neue Punktesystem herzlich wenig. Laut der Yomiuri Shimbun haben in den ersten elf Monaten seit Einführung des Punktesystems, zwischen Mai 2012 und April 2013, lediglich 17 neue Einwanderer den Status des Hochqualifizierten anerkannt bekommen. Ursprünglich hoffte die Regierung damit jährlich 2000 Personen nach Japan zu locken.
Insgesamt besitzen somit 434 Ausländer dieses Spezialvisum. Es handelt sich dabei fast ausschliesslich um Personen, die bereits in Japan gelebt haben und so vom verbesserten Visumssystem profitieren durften.
Dass mit dem neuen System kaum hochqualifizierte Neueinwanderer hinzugewonnen werden konnten, hat offenbar mit den strengen Kriterien bei der Verteilung der Punkte zu tun.
So ist der Lohn der grösste Punktelieferant. Da aber gerade junge, fähige Fachkräfte an Universitäten über keinen Spitzenlohn verfügen, können sich diese nur wenig Hoffnung auf den Spezialstatus machen. Andere bemängeln die Punkteverteilung bei der Ausbildung. Für einen Doktortitel in einem akademischen Beruf gibt es automatisch 30 Punkte, ein Mastertitel lediglich 20. Es fragt sich auch, ob die Schwelle mit 70 Punkten nicht zu hoch angesetzt ist.
Anpassungen angekündigt
Das Justizministerium hat die Mängel erkannt. Man werde bis Ende Jahr Anpassungen vornehmen. So sollen Akademiker für ihre Titel mehr Punkte erhalten und für die Erlaubnis, die Eltern mit ins Land zu nehmen, ein tieferer Lohn akzeptiert werden.
Ausserdem soll nicht nach fünf, sondern bereits nach drei Jahren Aufenthalt in Japan ein Hochqualifizierter das Recht auf ständigen Wohnsitz erhalten. Darüber hinaus will das Justizministerium Universitäten sowie Firmen vermehrt auf die Möglichkeit des Spezialvisums aufmerksam machen.
Die Zeit eilt. So hat sich Premierminister Abe in seiner im Juni vorgestellten Wachstumsstrategie nicht nur diese bessere Einbettung der Frau in den Wirtschaftsprozess (Asienspiegel berichtete), sondern auch die Erhöhung der ausländischen Fachkräfte in Japan zum Ziel gesetzt.
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