«Wie eine Wohnung ohne Toilette»
Für die Regierung unter Premierminister Shinzo Abe kommt ein Ausstieg aus der Atomenergie nicht in Frage. Sie möchte lieber heute als morgen einen Teil der zurzeit 48 von 50 abgeschalteten Reaktoren wieder am Netz haben (Asienspiegel berichtete).
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Doch nun gibt es ausgerechnet aus den eigenen Reihen Zweifel am künftigen Umgang mit der Atomenergie, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Ein Subkomitee der Regierungspartei LDP, das nach dem AKW-Unfall ins Leben gerufen wurde und sich mit Energiefragen auseinandersetzt, will dem Premier noch diesen Monat den Vorschlag unterbreiten, auf den Bau neuer AKW vollständig abzusehen bis entschieden sei, wie mit gebrauchten Brennstäben zu verfahren sei.
AKW-Abschaltung wenn finanziell nicht sinnvoll
Japan besitzt bis heute kein offizielles Atommüllendlager für die hochradioaktiven, gebrauchten Brennelemente der AKW. Dies sei in etwa so, als habe man «eine Wohnung ohne Toilette», zitiert die Mainichi Shimbun ein Mitglied des Subkomitees.
Ausserdem empfiehlt die Gruppe weiter, alle AKW, die wegen der zu implementierenden, neuen Sicherheitsmassnahmen wirtschaftlich nicht überlebensfähig seien, vollständig ausser Betrieb zu nehmen. Sie fordert die Regierung auch auf, den Ursachen für den Unfall in Fukushima verstärkt nachzugehen. Noch steht aus, wie die Regierung Abe auf diese Vorschläge reagieren wird.
Waffenfähiges Plutonium
Japan setzt bis heute auf die Wiederaufbereitung seiner abgebrannten Brennelemente. In Rokkasho, in der Präfektur Aomori wird seit Jahren an der ersten kommerziellen Wiederaufbereitungsanlage des Landes gearbeitet, der Start jedoch immer wieder verschoben.
Die zentrale Frage dabei ist, was aus dem in Rokkasho gewonnen Plutonium überhaupt gemacht werden soll, wenn ein Grossteil der Reaktoren gar nicht mehr in Betrieb ist? Zudem ist auf internationaler Ebene die Sorge über eine derart grosse Ansammlung von jährlich 8 Tonnen ungebrauchten Plutoniums gross. Theoretisch könnte man daraus rund 1000 Atombomben herstellen.
Kein Atommüllendlager in Sicht
Ursprünglich hat sich die Regierung das Ziel gesetzt, bis 2015 im Land einen geeigneten Standort für ein Atommüllendlager zu finden, bei dem vornehmlich der radioaktive Abfall aus dem zerstörten AKW Fukushima gelagert werden könnte.
Zur Diskussion standen bislang zwei Gegenden in der Präfektur Tochigi und Ibaraki. Doch das Unterfangen hat sich wegen des Widerstandes in der lokalen Bevölkerung als äusserst schwierig herausgestellt, wie die Japan Times berichtete.
2014 bis zur Wiederinbetriebnahme
In Japan bleiben über zwei Jahre nach der AKW-Katastrophe von Fukushima 48 von 50 Reaktoren ausser Betrieb (Asienspiegel berichtete). Im September werden auch die zwei einzig noch aktiven Reaktoren im AKW Oi wegen gesetzlich vorgeschriebener Unterhaltsarbeiten heruntergefahren.
Die Nukleare Regulierungsbehörde prüft derweil die mögliche Wiederinbetriebnahme von 10 Reaktoren, sofern diese die neuen, strengeren Sicherheitsregulierungen erfüllen. Da dieser Prozess mindestens ein halbes Jahr dauert, wird frühestens im Jahr 2014 in Japan wieder ein Reaktor hochgefahren.
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