Alles unter Kontrolle?
«Einige mögen sich wegen Fukushima Sorgen machen. Ich versichere Ihnen, dass die Situation unter Kontrolle ist», äusserte sich Japans Premierminister Shinzo Abe am 7. September kurz vor der Vergabe der Sommerspiele an Tokio beim IOC-Treffen in Buenos Aires.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Damit sprach er das anhaltende Problem des auslaufenden radioaktiven Wassers in Fukushima an. Dieses sei in einem Radius von 0,3 Quadratkilometern blockierte, fügte er damals noch an.
Die olympischen Worte holen Abe in Japan nun immer stärker ein. Die Aussage ist in Japans Medien inzwischen zu einem Dauerbrenner geworden. Das Lokalparlament der Stadt Namie, die in der Sperrzone rund um das AKW Fukushima liegt, hat die Aussage des Premierministers in einer Resolution ohne Gegenstimme verurteilt, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
«Nie unter Kontrolle»
«Die Situation war nie ‹unter Kontrolle›. Das Wasser wird auch nicht ‹komplett blockiert›», heisst es im Protestschreiben. Im Gegenteil, die Situation im AKW Fukushima sei «gravierend». Man sei wütend auf die Regierung und den AKW-Betreiber TEPCO. Beide hätten nicht viel für die Präfektur Fukushima übrig, heisst es weiter.
Auch Tokios Gouverneur Naoki Inose hat sich an einer Pressekonferenz von Shinzo Abes Worten sachte distanziert, wie die Sankei Shimbun berichtet. Die Situation sei natürlich nicht unter Kontrolle. Es sei jedoch wichtig, dass Abe mit der Aussage die Absicht und den Willen gezeigt habe, sich dem Problem anzunehmen.
Geisterstadt Namie
Die Stadt Namie mit ihren knapp 20’000 Einwohnern wurde kurz nach der AKW-Katstrophe vollständig evakuiert und später zur Sperrzone erklärt. Am 1. April 2013 gab es eine Neueinteilung, wobei eine Zone für Tagesaufenthalte freigegeben wurde .
Bis heute bleibt die Strahlung in Namie hoch, an eine permanente Rückkehr ist nicht zu denken. Google Street View hat sich im März 2013 eindrücklich ein Bild von dieser Geisterstadt gemacht (Asienspiegel berichtete).
Wo früher jeweils 100’000 Menschen das alljährliche Herbstfest besuchten, sind nur noch leere Häuser und Strassenzeilen übrig geblieben. Der Tsunami machte das ehemalige Hafengebiet dem Erdboden gleich. Ausgerechnet in dieser Stadt plante der Stromkonzern Tohoku Electric den Bau eines AKW ab 2016. Diese Pläne wurde erst dieses Jahr offiziell begraben.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken