Japans italienische Küche
Zwiebeln, Pilze, grüne Paprika, Speck, ein bisschen Wurst und ganz wichtig: viel Ketchup. Da sind die Zutaten für Japans ältestes Spaghetti-Gericht. Sein Name ist Naporitan. Mit Neapel hat es aber wenig zu tun. Erfunden haben soll es Shigetada Irie in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Als Chefkoch des New Grand Hotel in Yokohama, liess er sich von einer US-Militärspeise, bei der Spaghetti mit Tomatenketchup vermischt wurde.
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Die billigen Zutaten trugen zum Boom bei. Naporitan ist bis heute ein fester Bestandteil der italienisch angehauchten Küche in Japan. In jedem Mini-Markt ist es als Fertiggericht erhältlich.
Eine Sünde für die Italiener
Selbstverständlich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auch in Japan die Pasta-Kultur weiterentwickelt. Inzwischen gibt viele originale italienische Gerichte und zahlreiche kreative japanische Neuinterpretationen. Dennoch verkörpert Naporitan für viele Japaner bis heute ein Stück Italianità.
Ein Chefkoch in Italien hätte gar keine Freude daran. So publizierte die Academia Barilla, die sich als Hüterin der italienischen Küche sieht, 2013 eine Liste von 10 Kochsünden. Darin heisst es unmissverständlich, dass der Gebrauch von Ketchup, das zentrale Element von Naporitan, strengstens untersagt ist. «Dies ist eine Kombination, welche die Italiener am meisten schockiert. Auch wenn Ketchup Ähnlichkeiten mit der Tomatensauce hat: Ketchup auf Pasta wird im Bel Paese als Gourmet-Verbrechen angesehen. Behalten Sie Ketchup für Ihre Fritten oder Ihren Hot Dog!» schrieb die Academia Barilla dazu. Das ist aber noch nicht alles. Naporitan wird in Japan gerne als Beilage serviert. In Italien ist dies ebenfalls ein Sakrileg.
Naporitan in Neapel
Trotz allem gibt es Hoffnung für dieses kulinarische Missverständnis. 2012 brachte eine Vereinigung von Naporitan-Liebhabern aus Japan das Gericht nach Napoli. Nach anfänglichem Stirnrunzeln schien der lokalen Testperson das japanische Spaghetti-Gericht gut zu gefallen. «Das ist lecker», war sein Kommentar.
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