40’000 gegen die Atomenergie
Am vergangenen Sonntag sind 40’000 Menschen in Tokio auf die Strasse gegangen, um gegen das Wiederhochfahren der zurzeit 50 abgeschalteten Atomreaktoren zu demonstrieren. 2,5 Kilometer lang war der Protestzug, der am Tepco-Hauptgebäude vorbeizog und schliesslich ins Regierungsviertel führte, wie die Tokyo Shimbun berichtet.
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Drei Anti-AKW-Gruppen riefen zum Protest auf und sorgten damit für die grösste Demonstration seit dem 15. September, als der letzte noch aktive Reaktor heruntergefahren wurde (Asienspiegel berichtete). Damals gingen schätzungsweise 8000 Menschen auf die Strasse.
Kenzaburo Oe und Naoto Kan
Mit dabei war Nobelpreisträger Kenzaburo Oe, der seit den Anfängen gegen die AKW-Branche kämpft (Asienspiegel berichtete). Es gehe nun darum, in den nächsten 6 bis 12 Monaten nicht nachzugeben, betonte er laut der Asahi Shimbun. Ansonsten werde man das Wiederhochfahren der Reaktoren nicht mehr stoppen können. Auch Naoto Kan, während der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 Premierminister und heute ein bekennender AKW-Gegner (Asienspiegel berichtete), nahm an der Kundgebung teil.
Obwohl von vielen schon totgesagt, zeigt sich die Bewegung überaus lebendig. Gerade die zweifelhafte Äusserung von Premier Shinzo Abe, dass alles «unter Kontrolle» sei (Asienspiegel berichtete), sowie die anhaltenden Probleme um das verseuchte Grundwasser im AKW-Fukushima haben für einen erneuten Zulauf unter den Demonstranten gesorgt (Asienspiegel berichtete).
Lang andauernde Sicherheitskontrollen
Bis der erste Reaktor wieder ans Netz genommen wird, werden noch einige Monate vergehen. Die Anträge von fünf AKW-Betreibern sind derzeit hängig. Die Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) ist zurzeit daran, 10 Reaktoren auf die neuen, strikteren Sicherheitsbestimmungen zu testen. Zwei weitere Reaktoren sind in der Warteschlaufe.
Das Kontrollprozedere dauerte offenbar länger als es sich viele AKW-Betreiber erhofft haben. Die Reaktoren müssen dabei eine lange Liste von 29 verschiedenen Kriterien erfüllen. Die Tests sind laut der Mainichi Shimbun bei praktisch allen Reaktoren erst zu einem Drittel abgeschlossen.
Viele Betreiber sind der Nuklearen Regulierungsbehörde noch zusätzliche Dokumente schuldig. Zudem hat sich die NRA schon vor einigen Monaten darüber beklagt, dass sie nicht über genügend Personal verfügt, um alle Reaktoren in einem angemessen Zeitraum auf Herz und Nieren prüfen zu können (Asienspiegel berichtete).
Es wird also noch einige Zeit vergehen, bis überhaupt ein AKW-Reaktor wieder ans Netz genommen wird. Zumindest für dieses Jahr bleibt Japan voraussichtlich frei von Atomstrom.
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