Casinos für Japan
Macao und Singapur haben es vorgemacht. Mit ihren Casino-Resorts (Asienspiegel berichtete) haben sie sich zu neuen Touristen-Mekkas gemausert und gleichzeitig die Staatseinnahmen vervielfacht. Der Casino-Hotel-Komplex Marina Bay Sands mit seinen drei Türmen und der extravaganten Aussichtsplattform hat sich in kürzester Zeit gar zu einem Wahrzeichen Singapurs entwickelt.
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Die Touristenzahlen im südostasiatischen Kleinstaat haben sich laut der Nachrichtenagentur Reuters seit 2009 auf 14,4 Millionen verdoppelt. Zwei Casino-Hotel-Komplexe mit einem grossen Freizeit- und Gastronomie-Angebot haben zu diesem Boom beigetragen.
In Asien ist dies nicht unbemerkt geblieben. Neben Taiwan (Asienspiegel berichtete) ist nun offenbar auch Japan auf den Geschmack gekommen. Ein Casino im Stile des Marina Bay Sands in der Bucht von Tokio sehen viele japanische Politiker als ein potentielle Goldgrube. Die grossen Betreiber wie MGM Resorts International oder Las Vegas Sands haben ihr Interesse bereits angemeldet, wie SankeiBiz berichtet.
Das illegale Glücksspiel
Doch für ein Casino bräuchte es eine Gesetzesänderung, denn das Glücksspiel ist in Japan offiziell verboten. Die Lotterie und Sportwetten bilden die Ausnahme. Beim Pachinko, dem ohrenbetäubenden Spiel mit den kleinen Metallkugeln im Automaten, kann man offiziell nur Sachpreise gewinnen, auch wenn diese dann diskret in Bargeld umgetauscht werden können (Asienspiegel berichtete).
Der Milliardenumsatz der Pachinko-Hallen deutet gleichzeitig auf das Potential der Casinos hin. Hinzu kommen die vielen spielfreudigen chinesischen Touristen (Asienspiegel berichtete), die wohl auch in Japan dem Glücksspiel nicht abgeneigt wären. Und da wären noch die anstehenden Sommerspiele 2020 in Tokio.
Strenger Gesetzesentwurf
Die Zeichen für die Befürworter des Glücksspiels stehen also gut. Ein Gesetzesentwurf haben Abgeordneten bereits ausgearbeitet. So kam die Idee einer Legalisierung bereits vor zwei Jahren auf, als zusätzliche Einnahmequelle für den Wiederaufbau im zerstörten Nordosten Japan.
Die Umsetzung der Glücksspiel-Legalisierung sieht laut Reuters dabei vor, eine Behörde zu schaffen, welche Lizenzen vergibt, die Casinos beaufsichtigt und die Yakuza aus dem Geschäft halten würde. Ausserdem würde die Behörde direkt dem Kabinett unterstehen, um möglichst zu verhindern, dass abtretende Ministerialbürokraten ihre Pension mit einem lukrativen Job in der Casino-Branche vergolden.
Kritische Stimmen
Die Gegner eines japanischen Las Vegas befürchten mit der Legalisierung des Glücksspiels einen sozialen Zerfall. Bereits gelten über 1 Millionen Menschen als Pachinko-süchtig. Die finanzielle Auswirkungen für deren Familien sind verheerend. Gerade Senioren, die viel Erspartes und viel Zeit haben, zeigen sich besonders anfällig (Asienspiegel berichtete).
Die Befürworter treten diesen Sorgen mit einem entsprechend strengen Gesetzesentwurf entgegen. Ausserdem verweisen sie auf Singapur, dem mit strikten Gesetzen und einem Fokus auf ein vielfältiges Freizeit- und Unterhaltungsangebot gelungen ist, das Glücksspiel intelligent zur Ankurbelung des Tourismus zu nutzen.
Übrigens wird in Singapur die eigene Bevölkerung vor der Spielsucht geschützt, indem sie eine satte Eintrittsgebühr von 100 Singapur-Dollars bezahlen muss, während die Ausländer gratis eintreten dürfen.
Ein Casino noch vor 2020?
Sollte alles nach Plan verlaufen, könnte eine Glücksspiel-Legalisierung in Japan frühestens nächstes Jahr vom Parlament gutgeheissen werden. In diesem Fall könnte noch vor den Sommerspielen in Tokio 2020 das erste Casino-Komplex mit Hotels, Restaurants eröffnet werden. Die Chancen stehen gut. So ist die wirtschaftsfreundliche Regierung von Shinzo Abe um jeden Konjunkturimpuls dankbar.
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