Die Diplo­ma­tie des Alltags

Die Gedenktafel in Shin-Okubo erinnert an die tragische Heldentat von Lee Su-hyon und Shiro Sekine
Die Gedenk­ta­fel in Shin-Oku­bo erin­nert an die tra­gi­sche Hel­den­tat von Lee Su-hyon und Shiro Seki­ne Screen­shot: youtube/​don­nettv

Ges­tern taten es sie es wie­der. 158 zumeist kon­ser­va­ti­ve Abge­ord­ne­te besuch­ten anläss­lich des Herbst­fes­tes den Tokio­ter Yas­uku­ni-Schrein. Die reli­giö­se Stät­te gedenkt den japa­ni­schen Kriegs­to­ten, dazu gehö­ren auch die 14 ver­ur­teil­ten Kriegs­ver­bre­cher des Zwei­ten Weltkriegs.

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Ent­spre­chend gross ist die Ver­är­ge­rung bei den Nach­barn Süd­ko­rea und Chi­na, die bei­de im Zwei­ten Welt­krieg unter der japa­ni­schen Besat­zung zu lei­den hat­ten. Mil­dernd wirk­te ein­zig die Tat­sa­che, dass Pre­mier Shin­zo Abe auf einen Besuch verzichtete.

Der Yas­uku­ni-Schrein, die nicht bewäl­tig­te Kriegs­ver­gan­gen­heit sowie die ter­ri­to­ria­len Strei­tig­kei­ten sor­gen für anhal­ten­de Span­nun­gen in den Bezie­hun­gen der Län­der in Ost­asi­en (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Die Kom­mu­ni­ka­ti­on auf höchs­ter poli­ti­scher Ebe­ne ist seit Mona­ten auf ein Mini­mum reduziert.

Dass es auch anders gehen kann, zei­gen immer wie­der ergrei­fen­de Geschich­ten des All­tags, bei denen Poli­tik kei­ne Rol­le spie­len. Immer­hin leben über 1 Mil­lio­nen Korea­ner und Chi­ne­sen in Japan. Lee Su-hyon war einer von ihnen.

Die Ret­tungs­tat des Lee Su-hyon

Am 17. Okto­ber 2001 war­te­te der damals 26-jäh­ri­ge Aus­tausch­stu­dent aus Pusan im Tokio­ter Bahn­hof Shin-Oku­bo auf den Zug, als ein ange­trun­ke­ner Mann auf die Gelei­se stürz­te. Instink­tiv sprang er zur Hil­fe. Der 47-jäh­ri­ge Shiro Seki­ne folg­te ihm nach. Doch bevor die bei­den den Gestürz­ten ret­ten konn­ten, wur­den der Korea­ner und die zwei Japa­ner töd­lich vom Zug erfasst.

Der selbst­lo­se Hilfs­ver­such von Lee Su-hyon bewegt die Men­schen auch zwölf Jah­re danach. Eine Tafel in japa­ni­scher und korea­ni­scher Spra­che im Ein­gangs­be­reich des Bahn­hofs Shin-Oku­bo erin­nert an die dama­li­ge Tragödie.

Die Eltern von Lee spen­de­ten das Kon­do­lenz­geld spä­ter zur Grün­dung der Stif­tung LSH Asia Scho­l­ar­ship in Geden­ken an ihren Sohn. Damit soll Stu­den­ten aus Asi­en ermög­licht wer­den, in Japan zu stu­die­ren. Gemäss der Mai­ni­chi Shim­bun haben schon 640 Stu­den­ten aus Chi­na, Süd­ko­rea und Viet­nam davon pro­fi­tie­ren dürfen.

Einen 9-Jäh­ri­gen gerettet

Die­sen Sep­tem­ber, als der Tai­fun Num­mer 18 die japa­ni­sche Küs­te erreich­te, kam es zu einer ähn­lich berüh­ren­den Geschich­te. Damals stürz­te ein 9-jäh­ri­ger japa­ni­scher Jun­ge wäh­rend des Unwet­ters in den Yodo­ga­wa-Fluss Osa­ka. Der 26-jäh­ri­ge chi­ne­si­sche Dok­to­rand Yan Jun war zufäl­lig in der Nähe.

Er sprang in den Fluss und ver­such­te vier Mal ver­geb­lich, den Jun­gen an Land zu zie­hen. Zu stark war die Strö­mung. Beim fünf­ten Mal, mit einem Sicher­heits­seil ange­bun­den, klapp­te es schliess­lich. Die Asahi Shim­bun hat die aben­teu­er­li­che Ret­tungs­ak­ti­on aus­führ­lich beschrie­ben. Die Poli­zei ehr­te Yan Jun spä­ter mit einem offi­zi­el­len Dankesschreiben.

Die Reak­tio­nen von Abe und Park

Auch den Poli­ti­kern sind die­se Hel­den­ta­gen nicht ent­gan­gen. Pre­mier Shin­zo Abe bedank­te sich per­sön­lich in einem Schrei­ben beim LSH Asia Scho­l­ar­ship: «Die­ses Sti­pen­di­um, das Lees gross­mü­ti­ge Bestre­bun­gen in Erin­ne­rung hält, ist zu einer wich­ti­gen Grund­la­ge der korea­nisch-japa­ni­schen Freund­schaft geworden.»

Und auch Süd­ko­reas Prä­si­den­tin Park Geun-hye beton­te, dass Lees Opfer ein Aus­lö­ser dafür gewe­sen sei, dass sich die Men­schen für einen korea­nisch-japa­ni­schen Aus­tausch von Her­zen engagieren.

Nun müss­ten nur noch die bei­den Regie­rungs­chefs selbst, Lee zum Vor­bild neh­mend, über ihren Schat­ten springen.

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