Ein japanisches AKW für die Türkei
Japan und die Türkei, die beiden Länder verstehen sich nicht erst seit Premierminister Shinzo Abes Amtsantritt gut. Die Freundschaft reicht bis ins Jahr 1890 zurück, als zwei japanische Kriegsschiffe Überlebende des gesunkenen osmanischen Schiffs repatriierten (Asienspiegel berichtete).
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Heute drückt sich die Zuneigung in milliardenschweren Deals aus. Ein japanisches Darlehen über 153 Milliarden Yen (1,1 Milliarden Euro) hat den Istanbuler Bau des ersten Zugtunnels unter dem Bosporus ermöglicht.
Die Grosszügigkeit ist nicht nur einseitig. So durfte Shinzo Abe, der anlässlich der Tunneleröffnung nach Istanbul kam, gemeinsam mit seinem türkischen Amtskollegen Erdogan auch gleich noch ein bilaterales Abkommen zur engeren Zusammenarbeit in der Nuklearenergie unterzeichnen.
AKW fürs Ausland
Damit ist nichts weniger als die formelle Zusage für den Bau des ersten japanischen AKW im Ausland. In der türkischen Stadt Sinop am Schwarzen Meer sollen Mitsubishi Heavy Industries und das französische Unternehmen Sinop Areva vier Atomreaktoren aus dem Boden stampfen. Es wäre ein Geschäft über 2 Billionen Yen (16 Milliarden Euro).
Das aufstrebende Land am Schwarzen Meer will seinen Energiehunger mit dem Bau von 3 Atomkraftwerken bis 2023 befriedigen (Asienspiegel berichtete) und damit seine Abhängigkeit von Gasimporten senken.
Stillstand im eigenen Land
Das nukleare Export-Abkommen zwischen Japan und der Türkei muss noch vom japanischen Parlament ratifiziert werden. Mit der derzeitigen Mehrheit von Abes Regierungspartei LDP sollte dies keine weitere Schwierigkeit sein.
Japans AKW-Bauer suchen seit Jahren neue Abnehmer im Ausland. Seit Fukushima hat sich dieser Drang nach Übersee verstärkt. Denn in Japan stehen zurzeit alle Reaktoren still, die Zukunft der Atomenergie ist selbst mit einem atomfreundlichen Premierminister ungewisser denn je (Asienspiegel berichtete). Neben der Türkei will Japan auch Länder wie Vietnam oder Saudi-Arabien mit Atomenergie beliefern (Asienspiegel berichtete).
Abes Sicht der Dinge
Dass die Türkei ein Erdbebenland ist wie Japan, scheint die japanische Regierung nicht zu beunruhigen. Speziell der Norden des Landes gehört zu den am stärksten erdbebengefährdeten Regionen der Erde. Selbst die verheerenden Erfahrung von Fukushima mag Japan nicht vom Export abhalten.
Denn Abe sieht die Sache so: «Japan hat die Pflicht, die Lektionen der AKW-Katastrophe von Fukushima mit dem Rest der Welt zu teilen und die Atomsicherheit zu fördern.» Man werde der Türkei auch beim Aufbau von Institutionen und der Ausbildung von Personal helfen, wird Abe weiter von der Asahi Shimbun zitiert.
Die japanische Regierung verspricht sichere Atomkraftwerke. Es sind Worte, mit denen sich zumindest die japanische Bevölkerung nicht mehr überzeugen lässt (Asienspiegel berichtete).
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