Kohle und Gas für Japan
In Japan stehen seit September alle 50 AKW-Reaktoren still. Noch vor dem AKW-Unfall in Fukushima nahm der Atomstrom rund 25 Prozent des gesamten Energieproduktion ein. Nach der Katastrophe ist der Atomglaube in Japan eingebrochen. Selbst der einstige Befürworter, Ex-Premier Junichiro Koizumi, glaubt nicht mehr an ein Wiederauferstehen der bisherigen AKW-Politik (Asienspiegel berichtete).
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Um die Stromproduktion aufrecht zu erhalten, begannen die Energieproduzenten in den Monaten nach Fukushima ihre teilweise eingemotteten Wärmekraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen. Das hat dazu geführt, dass seither massenweise Rohöl und Flüssiggas importiert werden müssen.
Als Folge dessen ist Japans einst vorbildliche Handelsbilanz ins Minus gerutscht. Seit 14 Monaten hält dieser Zustand an. Zuletzt erlebte Japan zwischen Juli 1979 und August 1980 eine ähnliche Phase, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Damals war es die zweite Öl-Krise, die zu diesem Zustand führte.
Neue Gaskraftwerke
Ein Ende dieses Minusrekords ist trotz des billigen Yens nicht in Sicht. Gemäss der International Energy Agency ist in Japan das Rohöl mit über 45 Prozent Anteil weiterhin die wichtigste Energiequelle. Der Grossteil des Imports stammt zudem aus dem Nahen Osten. Doch das ist teuer. Aus diesem Grund wollen Japans Energieproduzenten vermehrt auf Flüssiggas und billige Kohle setzen.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters werden in Japan bis zum nächsten Jahr zwölf neue Gaskraftwerke gebaut. Bis Ende Dezember kommen zudem zwei neue Kohlekraftwerke hinzu, die eine billigere Alternative zu den teuren Ölkraftwerken sind. Ausserdem soll die neuen Werke zur Energiesicherheit beitragen. Der Anteil fossiler Energieträger wird somit um 6,4 Prozent zunehmen.
Ausstoss von Treibhausgasen
Japan hat den Ausfall der Atomenergie bewältigt. Die Schattenseite davon ist, dass die Emission an Treibhausgasen rasant in die Höhe gestiegen sind. Japan produzierte alleine im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden metrischen Tonnen CO2. Das ist der zweithöchste Stand überhaupt, wie das japanische Industrieministerium berichtet. Nur 2007, kurz vor Beginn der globalen Wirtschaftskrise, war der Wert noch höher.
Im Vergleich zum Stand vor Fukushima ist das ein Anstieg um 7,4 Prozent. Das ist auch 14,4 Prozent mehr als 1990, dem Grundlagenwert des Kyoto-Protokolls zur Verminderung der Treibhausgase. Zwar hat Japan seit Fukushima die Solar- (Asienspiegel berichtete) und Windenergie (Asienspiegel berichtete) sowie die Geothermie (Asienspiegel berichtete) stark vorangetrieben. Die Wasserenergie macht den grössten Teil erneuerbarer Energien aus. Den Energiehunger Japans können diese aber noch lange nicht decken.
Es bleiben die dreckigen Thermalkraftwerke als unverzichtbare Zwischenlösung. Für viele Japaner sind sie dennoch die bessere Lösung als das Risiko einer weiteren nuklearen Katastrophe wie in Fukushima, die bis heute über 100’000 Menschen zur Evakuierung gezwungen und im havarierten AKW ein Chaos hinterlassen hat, das bis heute nicht gelöst ist.
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