Koizumis Erbe
Er ist erst 32-jährig, doch bereits heute wird er als künftiger japanischer Premierminister gehandelt. Die Rede ist von Shinjiro Koizumi. Als Sohn des langjährigen und äusserst populären Premierministers Junichiro Koizumi zeichnete sich früh ab, dass er dereinst eine Karriere als Politiker einschlagen würde.
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2009, als seine Partei LDP eine historische Niederlage einstecken musste, wurde Shinjiro Koizumi vom 11. Wahlkreis der Präfektur Kanagawa zum Abgeordneten des japanischen Unterhauses gewählt. Er beerbte damit den Sitz seines abtretenden Vaters. Bereits sein Urgrossvater Matajiro Koizumi sass für den selben Wahlkreis im Parlament.
2012 folgte die erfolgreiche Wiederwahl für den jüngsten Koizumi. Ausserdem hat ihn Premier Shinzo Abe Anfang Monat als einer von vier Regierungsverantwortlichen für den Wiederaufbau der vom Tsunami zerstörten Region ernannt. Damit wurde er erstmals in eine Regierungsposition berufen.
Koizumi Seniors Kalkül
Immer präsent ist auch der 71-jährige Vater Junichiro, der im Hintergrund weiterhin geschickt die Fäden zieht, um das politische Familienerbe zu sichern. Letzte Woche sorgte der Ex-Premier mit seiner neuen Anti-AKW-Haltung für einiges Aufsehen (Asienspiegel berichtete).
Japans Politexperten fragten sich, was der ausgefuchste Politiker im Schilde führt. Wie viele es vermutet haben, scheint es nun so, als lanciere Koizumi Senior gleich höchst persönlich das nächste Kapitel in der Karriere seines Sohnes.
Koizumi Juniors Aussage
So stützte Shinjiro Koizumi während einer Rede in Nagoya die Äusserungen seines Vaters. «Bei den Oberhauswahlen diesen Sommer hat die LDP versprochen, die erneuerbaren Energien zu fördern. Nun ist die Chance für die LDP gekommen, sich zu ändern. Sie muss sich ändern», sagte der junge Koizumi laut der Asahi Shimbun.
In Bezug auf die AKW-Politik meinte er, dass viele wegen der verbesserten Wirtschaftslage zurzeit schweigen würden. Es bleibe aber die Sorge, wie es energiepolitisch weiter gehen würde.
Shinjiro Koizumi distanziert sich damit vom gängigen AKW-Kurs von Premierminister Shinzo Abe. Als Regierungsmitglied drückt er sich zwar vorsichtig aus, das Wort AKW vermied er tunlichst. Gleichzeitig markiert er mit der Unterstützung seines einflussreichen Vaters einen Gegenpol in der Regierungspartei.
Die Zukunftshoffnung der Partei
Die LDP-Abgeordneten haben die Worte der Koizumis vernommen. Koizumi Junior, der in der Bevölkerung äusserst beliebt ist, gilt als die grosse Zukunftshoffnung der Partei. Der 32-Jährige ist für seine direkte Art bekannt. Selbst gegenüber höheren LDP-Mitgliedern nimmt er kein Blatt vor den Mund. Das kommt in der Bevölkerung an.
Shinjiro Koizumi kritisiert zudem den politischen Umgang mit Fukushima, wie die Japan Times berichtet. Es sei falsch zu glauben, dass mit der Lösung des Grundwasserproblems die Krise im AKW-Fukushima unter Kontrolle sei, mahnte er vor ein paar Wochen.
Premierminister Shinzo Abe steht zunehmend unter Druck, was die AKW-Politik betrifft. Durch die Wahlerfolge steht die LDP zwar fest hinter ihm. Doch die ungewöhnlich ruhigen innerparteilichen Zeiten könnten für Abe schon bald vorbei sein. Es liegt nun an ihm, die richtige politische Antwort auf das Vorpreschen der Familie Koizumi zu finden.
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