Rückschlag für Japans Frauen
Premierminister Shinzo Abe will mit Hilfe der japanischen Frauen Japan zurück zu einem stabilen Wirtschaftswachstum finden (Asienspiegel berichtete). Er nennt sie gar die «die ungenutzte Ressource Japans». Doch bis aus dieser Vision einmal Realität wird, muss Abe vorerst einen Rückschlag in Fragen Gleichberechtigung einstecken.
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Gemäss dem aktuellen Bericht des World Economic Forum zur aktuellen Situation der Gleichstellung von Frau und Mann macht Japan keine Fortschritte. Im Gegenteil, in der aktuelle Bewertung liegt das Land abgeschlagen auf dem 105. von 136 Plätzen. Das sind vier Ränge schlechter als noch vor einem Jahr.
Die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet Abes Erdrutschsieg bei den vergangenen Wahlen hat zur schlechteren Platzierung geführt. So ist die Zahl der weiblichen Abgeordneten im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent auf 77 gesunken. Das Land zählt insgesamt 722 Abgeordnete. Abes LDP stellt deutlich weniger weibliche Abgeordnete als die vormalige Regierungspartei DPJ, wie CSIS ausführlich nachgezählt hat. In der Kategorie der politischen Chancengleichheit für Frauen liegt Japan daher noch weiter abgeschlagen auf dem 118. Rang, was sich wiederum auf die Gesamtbewertung ausgewirkt hat.
Zweitrangige Rolle in der Berufswelt
Dabei sind Japans Frauen in vielen Bereichen Spitze. Sie haben nicht nur die höchste Lebenserwartung (Asienspiegel berichtete), sie sind auch in Sachen Lese- und Schreibfähigkeit weltweit an erster Stelle. Auch bei der allgemeinen Grundausbildung sind sie regelmässig in den Spitzenrängen. Doch sobald es darum geht, die Frauen vollwertig in den wirtschaftlichen Prozess einzubinden, schneidet Japan besonders schlecht ab.
Bis heute bleibt den Frauen in Japan faktisch nichts anderes übrig als sich zwischen Beruf und Kinderwunsch zu entscheiden. Beides zu kombinieren stösst in der japanischen Unternehmenskultur auf wenig Akzeptanz. Ein späterer beruflicher Wiedereinstieg ist schwierig und oft nur im Teilzeitverhältnis möglich.
Staatliche Tagesstätten sind rar gesät und teuer. Die Warteliste für einen Betreuungsplatz ist lang. Nur ein Drittel der japanischen Mütter von jungen Kindern sind heute im Berufsleben tätig. Weibliche Führungskräfte bleiben in diesem Land noch immer eine kleine Sensation.
Dies führt alles dazu, dass Japan in der Kategorie der wirtschaftlichen und politischen Beteiligung der Frauen weit hinten liegt. Weil sich die Frauen mangels Karriereperspektiven oft auch mit kürzeren Ausbildungsprogrammen an den Hochschulen begnügen, muss sich Japan selbst in der Kategorie Bildung mit dem bescheidenen 91. Platz zufrieden geben.
Abes Pläne
Für Premier Abe gibt es diesbezüglich noch viel zu tun. Sein Programm zum Wirtschaftswachstum hat sich denn zum Ziel erklärt, den Anteil der Frauen in Führungspositionen aller möglichen Sparten und Branchen auf 30 Prozent zu erhöhen. Gemäss der Financial Times bei einer besseren Integration der Frauen in den Arbeitsprozess sein Bruttoinlandsprodukt um bis zu 15 Prozent steigern.
Als erster Schritt hat Abe angekündigt, die Zahl der Kindertagesstätten massiv zu erhöhen. Kinderwunsch und Berufskarriere sollen sich so nicht mehr ausschliessen (Asienspiegel berichtete).
Gewisse Konzerne haben die Zeichen der Zeit bereits erkannt. So hat Supermarktgigant Aeon bereits angekündigt, die Frauenquote in Kaderpositionen im eigenen Unternehmen bis 2020 auf 50 Prozent zu erhöhen (Asienspiegel berichtete).
Die Philippinen ganz vorne
Übrigens ist der asiatische Musterschüler bezüglich Gleichberechtigung von Mann und Frau die Philippinen. Das Land liegt in der weltweiten Gesamtwertung an hervorragender 5. Stelle. Fortschritte in den Bereichen Gesundheit, Bildung und wirtschaftliche Teilhabe für Frauen haben zu diesem Glanzresultat geführt.
Derweil machen Japans grosse Nachbarn keine gute Figur. China liegt auf dem 64. Rang und Südkorea noch hinter Japan auf dem 111. Rang. Die Schweiz (9.), Deutschland (14.) und Österreich (19.) schliessen allen in den Top 20 ab. Ganz zuvorderst liegt Island.
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