Vom Kanal zum Swimmingpool
Dotonbori ist Osakas grelle Ausgehmeile und der Anziehungspunkt für Touristen. Bis zum Zweiten Weltkrieg war sie das Zentrum des Kabuki. Gleich fünf Theater hatten hier ihre Bleibe, bis sie durch US-Bombenangriffe zerstört wurden. Heute reihen sich unzählige Restaurants und Läden aneinander.
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Alles, was Osaka an lokalen Spezialitäten zu bieten hat, ist in Dotonbori erhältlich. «Kuidaore», essen bis zum Umfallen, ist hier das gängige Sprichwort. Die zahlreichen Neontafeln, mit dem Glico Man als bekanntestes Beispiel (Asienspiegel berichtete), haben den Ort zum Times Square von Osaka gemacht.
Gleich neben der Ausgehmeile liegt der Dotonbori-Kanal mit seinen zahlreichen Brücken. Dieser hat seit je her mehr den Ruf einer Kloake als der eines pittoresken Wasserweges im venezianischen Stil. Die einzigen, die den Sprung in den dreckigen Kanal wagen, sind die rabiaten Fans des Kult-Baseballvereins Hanshin Tigers.
Ein Sprung ins dreckige Wasser
1985 feierten sie auf diese Art die erste und einzige Meisterschaft. Dabei warfen sie vor Freude auch gleich noch die Statue von Colonel Sanders des nahe gelegenen Kentucky Fried Chickens in den Kanal. Seither haben die Hanshin Tigers keine Meisterschaft mehr gewonnen. Inzwischen sprechen die Fans vom Fluch des Colonel Sanders (Asienspiegel berichtete).
Weltweite Berühmtheit erhielt das Quartier und sein Kanal schliesslich während der WM 2002, als gleich reihenweise japanische Fussballfans es den Hanshin-Anhängern nachmachten und nackt in die dunkle Pfütze sprangen. Den Stadtherren waren die Freudensprünge ihrer Einwohner peinlich. Es wurde Zeit für einen Imagewechsel.
In den letzten Jahren wurde im Rahmen einer Stadtverschönerung am Dotonbori-Fluss gebaut. Nun gibt es direkt am Kanal einen schönen Spazierweg mit Bäumen und Bänken. Das soll es aber nicht gewesen sein. Für die kommenden Jahre plant eine private Initiative den ganz grossen Wurf.
Ein 800 Meter langer Swimmingpool
Demnach soll laut der lokalen Namba Keizai Shimbun in den Dotonbori-Kanal gleich unter den Neontafeln ein 11 Meter breites und 800 Meter langes Schwimmbecken gelegt werden, mit 10’000 Tonnen sauberem Leitungswasser. Ein Swimmingpool inmitten des lebendigsten Ausgehviertels von Osaka. Zwischen Juni und September soll der Pool geöffnet sein und dabei als Austragungsstätte für verschiedene Veranstaltungen dienen.
Die Idee zum Projekt hatte Taichi Sakaiya, der frühere Direktor der japanischen Wirtschafsplanungsbehörde EPA. Der 78-jährige gilt als der Mann, der Osakas Bürgermeister Toru Hashimoto für eine politische Karriere überzeugen konnte. Bis heute ist er Mentor des kontroversen Politikers geblieben. Gleichzeitig ist Sakaiya Wirtschaftsberater der aktuellen japanischen Regierung.
Ein privates Projekt
Sakaiya glaubt fest an seine Idee und beruft sich dabei auf positive Umfragewerte. Die kürzlich gegründete Firma Dotonbori River Poolside Avenue, gespickt mit zahlreichen einflussreichen Wirtschaftsleuten Osakas, soll sich um die Umsetzung kümmern. Diese Woche hat sie weitere Details dazu veröffentlicht.
Der Dotonbori-Pool soll 4 Milliarden Yen (29 Millionen Euro) kosten und komplett privat finanziert werden, wie die Asahi Shimbun berichtet. 2015 soll Eröffnung gefeiert werden, pünktlich zum 400-jährigen Geburtstag des Kanals.
Bis Ende Jahr will die Firma 300 Millionen Yen (2,2 Millionen Euro) von Investoren gesammelt haben. Einmal fertig gestellt sollen die hohen Ausgaben mit einer Eintrittsgebühr über 2000 Yen (15 Euro) pro Person gedeckt werden.
Kritik am Projekt
Doch nicht alle sind begeistert von dieser Idee. Eine laufende Umfrage der Namba Keizai Shimbun zeigt ganz andere Zahlen als die der Projektleiter auf. Demnach haben fast 80 Prozent der Befragten überhaupt kein Bedürfnis, in einen solchen Pool zu steigen. Gross ist auch die Befürchtung, dass die Steuerzahler Osakas einspringen müssen, falls der Dotonbori-Pool dereinst nicht wie gewünscht laufen soll.
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