Vom Kanal zum Swimmingpool

So könnte der Dotonbori-Kanal dereinst aussehen.
So könn­te der Dot­on­bo­ri-Kanal der­einst aus­se­hen. Foto: City of Osaka

Dot­on­bo­ri ist Osakas grel­le Aus­geh­mei­le und der Anzie­hungs­punkt für Tou­ris­ten. Bis zum Zwei­ten Welt­krieg war sie das Zen­trum des Kabu­ki. Gleich fünf Thea­ter hat­ten hier ihre Blei­be, bis sie durch US-Bom­ben­an­grif­fe zer­stört wur­den. Heu­te rei­hen sich unzäh­li­ge Restau­rants und Läden aneinander.

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Alles, was Osa­ka an loka­len Spe­zia­li­tä­ten zu bie­ten hat, ist in Dot­on­bo­ri erhält­lich. «Kui­dao­re», essen bis zum Umfal­len, ist hier das gän­gi­ge Sprich­wort. Die zahl­rei­chen Neon­ta­feln, mit dem Gli­co Man als bekann­tes­tes Bei­spiel (Asi­en­spie­gel berich­te­te), haben den Ort zum Times Squa­re von Osa­ka gemacht.

Gleich neben der Aus­geh­mei­le liegt der Dot­on­bo­ri-Kanal mit sei­nen zahl­rei­chen Brü­cken. Die­ser hat seit je her mehr den Ruf einer Kloa­ke als der eines pit­to­res­ken Was­ser­we­ges im vene­zia­ni­schen Stil. Die ein­zi­gen, die den Sprung in den dre­cki­gen Kanal wagen, sind die rabia­ten Fans des Kult-Base­ball­ver­eins Hans­hin Tigers.

So sieht der Kanal heute aus.
So sieht der Kanal heu­te aus. Foto: flickr/​deltron3032

Ein Sprung ins dre­cki­ge Wasser

1985 fei­er­ten sie auf die­se Art die ers­te und ein­zi­ge Meis­ter­schaft. Dabei war­fen sie vor Freu­de auch gleich noch die Sta­tue von Colo­nel San­ders des nahe gele­ge­nen Ken­tu­cky Fried Chi­ckens in den Kanal. Seit­her haben die Hans­hin Tigers kei­ne Meis­ter­schaft mehr gewon­nen. Inzwi­schen spre­chen die Fans vom Fluch des Colo­nel San­ders (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Welt­wei­te Berühmt­heit erhielt das Quar­tier und sein Kanal schliess­lich wäh­rend der WM 2002, als gleich rei­hen­wei­se japa­ni­sche Fuss­ball­fans es den Hans­hin-Anhän­gern nach­mach­ten und nackt in die dunk­le Pfüt­ze spran­gen. Den Stadt­her­ren waren die Freu­den­sprün­ge ihrer Ein­woh­ner pein­lich. Es wur­de Zeit für einen Imagewechsel.

In den letz­ten Jah­ren wur­de im Rah­men einer Stadt­ver­schö­ne­rung am Dot­on­bo­ri-Fluss gebaut. Nun gibt es direkt am Kanal einen schö­nen Spa­zier­weg mit Bäu­men und Bän­ken. Das soll es aber nicht gewe­sen sein. Für die kom­men­den Jah­re plant eine pri­va­te Initia­ti­ve den ganz gros­sen Wurf.

Ein 800 Meter lan­ger Swimmingpool

Dem­nach soll laut der loka­len Nam­ba Kei­zai Shim­bun in den Dot­on­bo­ri-Kanal gleich unter den Neon­ta­feln ein 11 Meter brei­tes und 800 Meter lan­ges Schwimm­be­cken gelegt wer­den, mit 10’000 Ton­nen sau­be­rem Lei­tungs­was­ser. Ein Swim­ming­pool inmit­ten des leben­digs­ten Aus­geh­vier­tels von Osa­ka. Zwi­schen Juni und Sep­tem­ber soll der Pool geöff­net sein und dabei als Aus­tra­gungs­stät­te für ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen dienen.

Die Idee zum Pro­jekt hat­te Tai­chi Sakaiya, der frü­he­re Direk­tor der japa­ni­schen Wirt­schafs­pla­nungs­be­hör­de EPA. Der 78-jäh­ri­ge gilt als der Mann, der Osakas Bür­ger­meis­ter Toru Hash­i­mo­to für eine poli­ti­sche Kar­rie­re über­zeu­gen konn­te. Bis heu­te ist er Men­tor des kon­tro­ver­sen Poli­ti­kers geblie­ben. Gleich­zei­tig ist Sakaiya Wirt­schafts­be­ra­ter der aktu­el­len japa­ni­schen Regierung.

Ein pri­va­tes Projekt

Sakaiya glaubt fest an sei­ne Idee und beruft sich dabei auf posi­ti­ve Umfra­ge­wer­te. Die kürz­lich gegrün­de­te Fir­ma Dot­on­bo­ri River Poolsi­de Ave­nue, gespickt mit zahl­rei­chen ein­fluss­rei­chen Wirt­schafts­leu­ten Osakas, soll sich um die Umset­zung küm­mern. Die­se Woche hat sie wei­te­re Details dazu veröffentlicht.

Der Dot­on­bo­ri-Pool soll 4 Mil­li­ar­den Yen (29 Mil­lio­nen Euro) kos­ten und kom­plett pri­vat finan­ziert wer­den, wie die Asahi Shim­bun berich­tet. 2015 soll Eröff­nung gefei­ert wer­den, pünkt­lich zum 400-jäh­ri­gen Geburts­tag des Kanals.

Bis Ende Jahr will die Fir­ma 300 Mil­lio­nen Yen (2,2 Mil­lio­nen Euro) von Inves­to­ren gesam­melt haben. Ein­mal fer­tig gestellt sol­len die hohen Aus­ga­ben mit einer Ein­tritts­ge­bühr über 2000 Yen (15 Euro) pro Per­son gedeckt werden.

Kri­tik am Projekt

Doch nicht alle sind begeis­tert von die­ser Idee. Eine lau­fen­de Umfra­ge der Nam­ba Kei­zai Shim­bun zeigt ganz ande­re Zah­len als die der Pro­jekt­lei­ter auf. Dem­nach haben fast 80 Pro­zent der Befrag­ten über­haupt kein Bedürf­nis, in einen sol­chen Pool zu stei­gen. Gross ist auch die Befürch­tung, dass die Steu­er­zah­ler Osakas ein­sprin­gen müs­sen, falls der Dot­on­bo­ri-Pool der­einst nicht wie gewünscht lau­fen soll.

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