Anti-AKW-Protest im Anzug

Der sogenannte Salaryman ist das Rückgrat der japanischen Volkswirtschaft, die ultimative Verkörperung der Japan AG. Stets korrekt im Anzug gekleidet, pendelt er täglich im überfüllten Zug zu seiner Arbeit, irgendwo in einem engen Büro eines grossen japanischen Konzerns. Er setzt um, was ihm von seinem Vorgesetzten gesagt wird. Alle Jahre mal gibt es zur Belohnung eine Beförderung.
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Nach den üblichen Überstunden folgt am Abend das Feierabendbier mit dem Vorgesetzten und den Arbeitskollegen. Dabei trinkt er gerne mal etwas über den Durst. Mit dem letzten Zug geht es wieder nach Hause, bevor der Tag wieder von vorne beginnt.
In diesem klar strukturierten System des Salaryman sind Aufmüpfige und Querdenker unerwünscht. Doch nun geschieht in Japan Wundersames. Die Salarymen begehren auf, protestieren mit Schildern auf der Strasse, wie die Tokyo Shimbun berichtet. Ihre Wut richtet sich gegen die aktuelle AKW-Politik der Regierung.
Demonstrieren mit Krawatte

Im Büroviertel Shinbashi in Tokio haben sich Männer und Frauen in Schwarz am 30. Oktober nach der Arbeit getroffen. «Auch die Salarymen sind wütend! Gegen ein Wiederhochfahren der Reaktoren!», «Die Anti-AKW-Demo im Anzug» oder «Stoppt den Export!» stand auf den Schildern. Der nächtliche Protestzug mit rund 600 Teilnehmern führte sie am Hauptgebäude von AKW-Betreiber TEPCO vorbei.
Die Büroarbeiter zur Teilnahme am Anti-AWK-Protest animieren, darum geht es den Organisatoren der Demonstration. Es gebe noch immer viel zu wenig «gewöhnliche» Menschen, die offen gegen die aktuelle AKW-Politik aufbegehren. Vier Personen, darunter zwei Büroarbeiter, ein Anti-AKW-Aktivist und ein freier Autor, haben laut der Tokyo Shimbun den Protestzug organisiert. «Suits-Demo» nennen sie ihre Aktion.
Protest mit Symbolwirkung
Bislang wurden die Anti-AKW-Demonstrationen an Feiertagen oder am Ende der Woche abgehalten. Bunt, fröhlich und familiär ist jeweils der Charakter. 40’000 Menschen kamen zuletzt (Asienspiegel berichtete).
Zumeist sind es Studenten, Hausfrauen, Selbständige und ältere Menschen, die den Protest auf die Strasse bringen. Ihre Bewegung hat wesentlich dazu beigetragen, dass in Japan zurzeit kein einziger Reaktor aktiv ist (Asienspiegel berichtete). Dennoch wird dieser Aktivismus von vielen Politikern noch immer gerne belächelt.
Männer im Anzug und einem Protestschild in der Hand haben derweil eine ganze andere Symbolwirkung in Japan. «Hier erhebt sich die Stimme des normal arbeitenden Menschen!», fasst es ein Organisator gegenüber der Tokyo Shimbun zusammen. Da schauen selbst die Passanten und Politiker nicht mehr weg.
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