Apples Japan-Eroberung
Fehlende Innovationskraft, enttäuschende Zahlen, Vorsprung eingebüsst: Nur zu gerne wird Apples Leistung der letzten Monate von den Marktanalysten in Zweifel gezogen. Doch ausgerechnet in Japan, wo über Jahre die heimischen Handyhersteller den Markt unter sich aufteilten, ist das kalifornische Unternehmen gerade daran, eine marktbeherrschende Stellung einzunehmen.
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Im September dieses Jahres hat der Konzern gemäss dem Hongkonger Marktforscher Counterpoint Technology seinen Marktanteil in Japan auf 34 Prozent gesteigertt. Das ist Rekord. In nur wenigen Tagen wurden in diesem Monat über eine halbe Million iPhone 5s verkauft. Für die Goldversion des neuen Smartphones gibt es gar Wartezeiten von bis zu vier Wochen.
Laut Tom Kang, Direktor von Counterpoint Technology, hat in den letzten zehn Jahren kein einziger Hersteller die 30-Prozent-Schwelle in Japan überschritten. Sharp, die derzeitige Nummer zwei, liegt mit einem September-Marktanteil von 13,6 Prozent weit hinten. Vor ein paar Jahren wies der heimische Hersteller noch 26 Prozent aus. Dahinter folgen Fujitsu und Sony. Samsung, Apples grösster Konkurrent im globalen Vergleich, wies im selben Monat einen bescheidenen japanischen Marktanteil von 6,3 Prozent aus.
Schon bald 50 Prozent?
Für den Marktanalysten Atsuro Sato wird der Aufstieg von Apple in Japan weitergehen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters rechnet er gar mit einem möglichen Marktanteil von 50 Prozent in absehbarer Zukunft.
Die Erfolgszahlen hat Apple einem Deal mit dem grössten Telekomanbieter des Landes, NTT Docomo, zu verdanken. Erstmals überhaupt vertreibt der Gigant unter Japans Anbietern das iPhone (Asienspiegel berichtete).
Lange Zeit sah sich NTT Docomo mit seinen 60 Millionen Kunden am längeren Hebel, wenn es um Verhandlungen mit Apple ging. So forderte NTT Docomo als Verkaufsbedingung ein eingraviertes Firmenlogo auf der Rückseite des iPhones sowie vorinstallierte Apps. Das kalifornische Unternehmen weigerte sich darauf einzugehen. Die anhaltenden Kundenabgänge zu den Konkurrenten und iPhone-Anbietern Softbank und KDDI hat NTT Docomo schliesslich zu einem Umdenken gezwungen.
Für Apple bedeutet der neue Deal, dass sein iPhone nun praktisch in allen Ecken des Landes erhältlich ist. Unter den Telekomanbietern hat derweil ein zerstörerischer Konkurrenzkampf eingesetzt. Softbank verspricht den Kunden gar einen Bargeldzuschuss bei einer Unterschrift unter einen Zweijahresvertrag für ein iPhone 5 oder 5C. Die Billigverkäufe des alten iPhones haben zum Rekordergebnis von Apple beigetragen.
Ungewisse Zukunft für Japans Hersteller
Gemäss ITMedia blieb Softbank auch im September mit 40 Prozent Anteil die Nummer eins unter den iPhone-Verkäufern. Dahinter folgt nun mit 34 Prozent NTT Docomo und mit 26 Prozent KDDI. NTT Docomo zeigt sich jedenfalls zufrieden über die aktuelle Entwicklung. Man habe dank des neuen iPhone-Angebots die Kundenabgänge im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent senken können, so CEO Kaoru Kato.
Lange Zeit galt NTT Docomo als treuester Verbündeter der heimischen Industrie, die für den Telekomanbieter jeweils massgeschneiderte Mobiltelefone produzierte. Für diese Hersteller sieht die Zukunft düster aus. Bereits haben NEC und Panasonic dieses Jahr ihren Rückzug vom Smartphone-Markt angekündigt (Asienspiegel berichtete). Es bleiben noch Sharp, Sony und Fujitsu als japanische Vertreter.
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