Das vermeintliche Trümmermonster
Vor ein paar Tagen hiess es in den Medien, dass ein «tonnenschweres schwimmendes Trümmermonstrum» (Die Welt, 6.11.2013 ) auf die Küste Kaliforniens zutreibt. Von einem «riesigen Abfall-Klumpen» und «einer künstlichen Trümmer-Insel» (20Minuten, 5. 11.2013 ) war die Rede.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Auch der angesehene britische Independent (6. 11. 2013) titelte: «Das toxische Monster kommt!». «Ein toxisches Monster schleicht sich an die USA heran», versetzte Fox News seine amerikanischen Leser in Godzilla-Stimmung.
Die Markierung im Pazifik
Der Auslöser für die panischen Schlagzeilen war eine von der Nationale Ozean- und Atmosphärenverwaltung (NOAA) der USA publizierte Karte, die grafisch versucht die im Pazifik schwimmenden Tsunami-Trümmer zu erfassen. Dabei fällt auf, dass die NOAA nordöstlich von Hawaii eine grössere Fläche markiert hat.
Hier werde «die höchste Konzentration an Partikeln» vermutet, heisst es in der Legende. In der dazugehörigen Pressemitteilung hiess es, dass «noch mehr Trümmer wahrscheinlich nördlich der Hauptinseln Hawaiis und östlich des Midway-Atolls zerstreut sind.» Die Medien fabrizierten daraus «das toxische Monster» und «die künstliche Trümmer-Insel».
Alles nur halb so schlimm
Schliesslich fühlt sich die NOAA gezwungen, korrigierend einzugreifen. Die Trümmer-Insel sei ein Mythos, es gebe keine Anzeichen für eine Anhäufung, betonte sie über Twitter.
In einer Pressemitteilung ging die NOAA nochmals detaillierter auf die Schlagzeilen ein. Drei Jahre nach dem Tsunami in Japan, seien die Trümmer über den Pazifik verteilt. «Die Trümmer sind so stark verteilt, dass man selbst bei einem Flug über den Pazifischen Ozean nichts sehen kann. Zudem handelt es sich zumeist um kleine, schwer zu entdeckende Objekte.»
Die Fläche nordöstlich von Hawaii markiere einzig den Ort, wo man durch Simulationen eine höhere Konzentration an schwimmenden Trümmerteilen vermute. «Das bedeutet aber nicht, dass diese sich zu einer Masse geformt haben», betont die NOAA. Beobachtungen mit dem Satelliten hätten zudem keine Trümmerteile sichtbar gemacht.
70 Prozent auf dem Meeresgrund
Tatsächlich weist die Grafik der NOAA auf interessante Informationen hin. Demnach hat der Tsunami vom 11. März 2011 rund 5 Millionen Tonne Trümmer in den Ozean gespült. Rund 70 Prozent davon sind in der Nähe der japanischen Küste auf Grund gesunken.
Trümmer, die höher aus dem Meer ragen und dadurch einfacher vom Wind getrieben wurden, hätten bereits 2011 und 2012 die US-Pazifikküste erreicht. Der bekannteste Fall war wohl das unbemannte und verrostete Fischerschiff vor der Küste von British Columbia. Über 6000 Kilometer hatte die Meeresströmung das Objekt getragen (Asienspiegel berichtete).
Es werde auch erwartet, schreibt die NOAA weiter, dass in den nächsten Jahren in unregelmässigen Zeitabständen einzeln verstreute Trümmerteile die Westküste der USA erreichen würden. Ein «Trümmer-Monster» aber wird es aber so nie geben. Godzilla bleibt eine Fiktion.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken