Japan gegen Google Maps
Seit 1957 zeichnet das Japan Institute of Design Promotion herausragende Design-Arbeiten aus. Jährlich sind es durchschnittlich 1000 kreative Produkte, Objekte und Ideen, welche das Institut ehrt. Wer die meisten Stimmen erhält, wird schliesslich mit dem Good Design Grand Award ausgezeichnet. Für Designer gibt es in Japan keine höhere Ehre.
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Der Preis wird auch seit 2007 Prime Minister’s Award genannt, weil das japanische Wirtschaftsministerium jeweils nach der Wahl durch Jury und Öffentlichkeit die formale Anerkennung für diese Auszeichnung erteilt. Dieses Mal ist jedoch alles anders. Das Ministerium weigert sich, den diesjährigen Sieger – es ist Google Maps – die Ehre zu geben.
Die Begründung der Regierung
Das Japan Institute of Design Promotion lobt den Kartendienst des US-Internetgiganten für sein nutzerfreundliches und bis ins Detail ausgearbeitetes Design. Ausserdem sei die Bedienung von Google Maps über die Jahre stetig verbessert worden. Obwohl der Kartendienst schon seit zehn Jahren existiere, sei es gelungen, die Technik auch auf die Eigenheiten des Smartphones anzupassen.
Es sind berechtigte Gründe, um Google Maps den Good Design Grand Award zu verleihen, möchte man meinen. Die japanische Regierung sieht das anders. Google Maps habe bei der Wahl nicht die gewöhnlichen 25 Prozent Stimmen erhalten, zitiert die Asahi Shimbun das Wirtschaftsministerium. 22 Prozent seien es gewesen und der Abstand zum Zweiten sei zu minimal. Die formalen Kriterien seien damit nicht erfüllt. Es stecke kein politischer Entscheid dahinter, betont das Ministerium weiter.
Stecken andere Motive dahinter?
Doch die Kritiker sehen genau hier das Problem, wie die Sankei Shimbun berichtet. Es würden sehr wohl politische Gründe dahinterstecken, sagen sie.
Die Regierung habe Google Maps bewusst abgestraft, weil in der englischsprachigen Version des Kartendienstes die umstrittenen Territorien nicht nach ihren Vorstellungen gekennzeichnet seien, so der Vorwurf.
So steht beispielsweise bei der Senkaku-Inselgruppe auch der chinesische Begriff Diaoyutai. Bei den Nördlichen Territorien stehen sowohl die japanischen wie auch die russischen Namen. Im Fall von Takeshima zwischen Südkorea und Japan steht der internationale Begriff Liancourt Rocks.
Die Lösung
Aus diesen Gründen hat die Regierung die japanischen Behörden und öffentlichen Hochschulen offenbar auch schon angewiesen auf die Verwendung von Google Maps zu verzichten.
Um eine weitere Kontroverse zu verhindern, hat das Japan Institute of Design Promotion ganz einfach einen neue spezielle Auszeichnung erschaffen. Anstatt den Good Design Grand Award erhält Google Maps nun den Global Design 2013.
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