«Obdachlose unerwünscht»
«Unsere Mitarbeiter haben das Recht, Personen den Zutritt zu unserem Laden zu verweigern. Dazu gehören Personen mit mangelnder Hygiene, Obdachlose, etc. Belästigende Personen werden ebenfalls aus dem Laden verwiesen. Zur Sicherstellung einer hygienischen Umgebung fürs Essen bitten wir um Ihr Verständnis und Ihre Kooperation.»
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So stand es über ein Jahr lang auf einem A4-Papier in schwarzer und roter Schrift an der Kasse eines McDonalds beim Keio-Hachioji-Bahnhof in Tokio. Niemandem fiel die Wortwahl auf, bis ein Foto der Notiz sich wie ein Lauffeuer über Twitter verbreitete. Seither wird online heftig darüber debattiert, ob ein Zutrittsverbot für Obdachlose nicht diskriminierend sei.
In Japan sind die 24 Stunden geöffneten Fastfood-Ketten tatsächlich Orte, die gerne von Obdachlosen frequentiert werden. So gibt es auch den Begriff Makku-Nanmin (Mac-Flüchtling).
Es ist eine Anspielung auf das Wort Netto-Café-Nanmin. Damit sind die Menschen gemeint, die ohne feste Bleibe jeweils im Internet-Café übernachten. Es sind aber lange nicht nur Obdachlose, die den McDonalds als kurzzeitige Ruhestätte benutzen. Auch angetrunkene Studenten und Salarymen schlafen hier gerne mal am Tisch ein.
Die Begründung
«Wir hatten zeitweise sehr viel Obdachlose bei uns im Laden. Aus diesem Grund haben wir den Hinweis angebracht», erklärt ein Angestellter des betroffenen McDonalds-Ablegers dem Journalisten Ryusaku Tanaka, der der Sache in seinem Blog auf den Grund gegangen ist.
Auf die Frage, ob man diese Personen einfach aus dem Laden werfen würde, meinte derselbe Angestellte: «Ja, wenn diese Person andere Kunden belästigen sollte.» Zuvor seien auch Klagen eingegangen, die sich über starke Körpergerüche von einzelnen Kunden beklagten, erklärt ein weiterer Mitarbeiter der Asahi Shimbun den Grund für das Hausverbot.
Hinweis ersetzt
Nach ein paar Tagen wurde die Debatte McDonalds zu bunt, das besagte A4-Blatt entfernt. «Der Hinweis wurde angebracht, damit unsere Kunden sich wohl fühlen können bei uns. Unsere Wortwahl war jedoch unangebracht», erklärte sich McDonalds.
Das bedeutet aber nicht, dass nun allen den Zutritt gewährt wird. Bereits hängt im Ableger von Keio-Hachioji ein neuer Hinweis. Man werde Kunden, die sich unanständig verhalten (lärmen, schlafen, schlechte Hygiene, etc), den Zutritt verweigern, heisst es nun ganz neutral.
Die zwanzigjährige wirtschaftliche Stagnation hat auch in Japan Menschen obdachlos gemacht. Viele von ihnen leben in selbst gebauten Zeltstädten in Parks oder am Fluss.
Die gute Nachricht ist, dass die Zahl der Menschen ohne zuhause seit ein paar Jahren rückläufig ist (Asienspiegel berichtete). Zurzeit sind laut Statistik des Arbeitsministeriums 8265 Menschen obdachlos. Menschen, die regelmässig in den 24 Stunden geöffneten Internetcafés übernachten, werden in dieser Statistik jedoch nicht erfasst.
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