Die Gänseleber-Empörung
Japan ist ein Land der Feinschmecker. Keine andere Nation vereint mehr Guide-Michelin-Punkte auf sich. Selbst Frankreich, das Geburtsland des renommierten Restaurantführers wird dabei in den Schatten gestellt. Die japanische Küche hat es gar in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes geschafft (Asienspiegel berichtete).
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Die Japaner zeichnen sich durch eine besondere kulinarische Neugier aus. Seit der Öffnung ihres Landes in den 1860er-Jahren und der damit einhergehenden Modernisierungswelle hat Japan gastronomische Einflüsse aus dem Ausland aufgesogen und wiederum auf eigenen Weise verarbeitet und weiterentwickelt. Heute gehören Schnitzel wie auch Pasta-Gerichte wie selbstverständlich zur japanischen Küche (Asienspiegel berichtete).
Im Ausland herrscht gar das Image vor, dass Japan kulinarisch vor gar nichts zurückschreckt. Gerne wird in den westlichen Medien das Bild einer Nation voller Walfleisch-Gourmets wiedergegeben (Asienspiegel berichtete). Auch der giftige Kugelfisch geniesst in Japan einen besonderen Reiz (Asienspiegel berichtete).
Foie gras im Minimarkt
Die jährlich wiederkehrenden, tödlichen Erstickungsfälle durch den Verzehr eines klebrigen Mochi-Reiskuchens werden ebenfalls gerne in Kauf genommen (Asienspiegel berichtete). Dennoch gibt es in Japan gibt durchaus Platz für kulinarische Empörungen, wie ein Angebot aus einem 24-Stunden-Minimarkt zeigt.
Die Convenience-Store-Kette Family Mart plante für die kommende Woche ein edles Bento-Lunchbox-Menü für ihre gestressten Kunden. Ein Hamburger aus edlem japanischem Rindfleisch ergänzt mit einem Stück Gänseleberpastete, Gemüse und Reis sollte es werden. 690 Yen würde das Menü kosten, was für einen Minimarkt der oberen Preisklasse entspricht. So wurde es der Presse vorgestellt.
In kürzester Zeit erreichten Family Mart 22 Klagen, wie die Sankei Shimbun berichtet. Man solle den Verkauf von Gänseleber lieber bleiben lassen, hiess es darin. Die Mastform sei eine Tierquälerei und deshalb zu verbieten.
Um eine möglichst fette Stopfleber zu erhalten, werden die Gänse in den letzten Tagen ihres Lebens zwangsernährt. Zahlreiche Länder habe diese Mastform inzwischen verbieten lassen. In Frankreich wird Foie gras derweil zum nationalen Kulturerbe gezählt.
Popularisierung der Gänseleber
Auch in Japan geniesst die Gänseleber den Ruf einer Delikatesse, die lange nur in den besten Restaurants erhältlich war. In den letzten Jahren ist es gar zu einer Popularisierung dieses Gerichts gekommen, wie die NikkeiBP berichtet. Viele sogenannte Family Restaurants wie Jonathan’s oder die Kneipen-Kette Warawara bieten inzwischen die Gänseleber als Spezialmenü an.
Einerseits hängt dies mit den Bemühungen der Gastronomen zusammen, die französischen Küche nicht nur als etwas Exklusives verkaufen zu wollen. Andererseits hat die etwas positivere Wirtschaftsentwicklung des letzten Jahres geholfen, Foie gras populärer zu machen.
Doch offenbar ging das Stopfleber-Angebot von Family Mart für einige dann doch zu weit. Die Klagen haben gewirkt. Die Minimarkt-Kette hat das angekündigte Foie-Gras-Bento zurückgezogen. Der Verkauf sei fürs Erste gestoppt.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken