Eine Langnase zu viel
Eigentlich hätte es eine humoristische Werbung werden sollen. Doch nun muss sich die Fluggesellschaft ANA im Ausland den Vorwurf des Rassismus gefallen lassen.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Ein 30-sekündiger Werbespot mit dem japanischen Schauspieler Hidetoshi Nishijima und dem Komiker Hidetomo Masuno macht auf das neu ausgebaute Langstreckenangebot der ANA aufmerksam. Darin freuen sie sich als Piloten im Flughafen Haneda über die neuen Destinationen.
Als Masuno eine freudige Umarmung stillschweigend ausschlägt, wirft Nishijima ihm eine typisch japanische Reaktion vor und meint darauf: «Lass uns das Image der Japaner ändern!». «Klar doch!» entgegnet ihm Masuno mit einer blonden Perücke und einer langen Plastiknasen im Gesicht (siehe Werbespot unten).
Die Kritik folgt prompt
«Wir wollten die Japaner dazu ermutigen öfters ins Ausland zu gehen», meinte ein Pressesprecher von ANA laut NHK News. Es sollte eine Aufforderung an die Japaner sein, sich der Welt zu öffnen. «Ändern wir das Image der Japaner!» so der Titel der Werbung.
Die Airline scheint die Rechnung ohne ihre Kunden gemacht zu haben. Seit der Ausstrahlung erhält die Fluggesellschaft zahlreiche Anrufe, auch auf Twitter und Facebook ist eine intensive Debatte darüber entbrannt. ANA wird vorgeworfen, sich mit den blonden Haaren und der langen Nase rassistischer Motive zu bedienen. Andere finden die Sache harmlos, ja sogar lustig.
Das Klischee der Langnase
Seit der Ankunft der Portugiesen in Japan im 16. Jahrhundert werden die Europäer in Gemälden und Karikaturen gerne als «Langnasen» dargestellt. Auch die Werbeindustrie in Japan nutzt dieses Motiv. Selbst ein Ausländermasken-Set mit einer langen Plastiknase und blauen Kontaktlinsen für Kostümpartys gibt es in Japan zu kaufen. «Hallo, ich bin ein Ausländer!» heisst es auf der Verpackung.
Dass dieser Humor nicht überall gleich gut ankommt, musste ANA nun am eigenen Leib erfahren. Die Airline hat sich entschuldigt und die Ausstrahlung des Werbespots nach der Flut kritischer Kommentare gestoppt. Man werde die Werbung entsprechend anpassen. Die Szene mit der Perücke und Nase werde ersetzt.
Noch ein Ausrutscher
Doch so einfach scheint die angekündigte Korrekturmassnahme nicht zu werden. Bereits hängen in den Zügen in Tokio zahlreiche Plakate der neuen Werbekampagne. Darauf werden nicht nur Westler, sondern gleich alle angeflogenen Länder von den japanischen Werbeträgern klischiert.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken