Eine überfällige Einladung
Südkorea mag auf den ersten Blick für einen Schweizer keine besonders grosse Rolle spielen. Das Land war lange im Schatten der Nachbarn China und Japan, die weit intensivere Handelsbeziehungen mit der Schweiz pflegen. Und wenn Südkorea in den Schweizer Tagesmedien erscheint, dann sind Kim Jong-un und Nordkorea nicht weit weg.
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Gerade mal 227 Schweizer leben im 50-Millionen-Land Südkorea, davon sind 69 Doppelbürger. Nur zu gerne werden die Beziehungen auf die Handvoll Schweizer Soldaten reduziert, die seit 1953 gemeinsam mit schwedischen Kollegen an der Demarkationslinie zwischen Nord und Süd pflichtbewusst den Waffenstillstand überwachen.
So verwundert es nicht, dass es erst gestern zum ersten Staatsbesuch eines südkoreanischen Staatsoberhaupts seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen am 11. Februar 1963 gekommen ist. Mit militärischen Ehren wurde Präsidentin Park Geun-hye vom Schweizer Bundespräsidenten Didier Burkhalter in der Hauptstadt Bern empfangen.
Eine Entdeckung für die Schweiz
Es ist eine überfällige Einladung. Südkorea hat in den letzten Jahrzehnten ein Wirtschaftswunder durchlebt – mit den sogenannten Jaebol, Südkoreas übermächtigen Konglomeraten, an der Spitze. Marken wie Samsung, Hyundai oder LG sind heute weltweit bekannte Namen. Seit dem Hit Gangnam-Style ist die Popkultur des Landes im Westen ein Begriff.
Auch die Schweiz hat von dieser Entwicklung profitiert. Der Warenhandel zwischen den beiden Ländern beträgt etwas mehr als 3 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr. Medikamenten, Maschinen und Uhren aus der Schweiz werden vornehmlich auf der koreanischen Halbinsel gekauft. Mehr als 50 Schweizer Firmen sind in Südkorea vertreten, die Tendenz ist steigend.
Südkorea ist heute für die Schweiz der sechstgrösste Exportmarkt in Asien, die Wachstumsmöglichkeiten sind noch lange nicht ausgeschöpft.
«Die Gangnam-Jugend»
Entsprechend freundlich, unschuldig und einig gab man sich beim Staatsbesuch. «Ich bin zutiefst beeindruckt, wie sich Südkorea in den letzten sechzig Jahren von einem völlig zerstörten Land zu einer dynamischen Wirtschaftsnation entwickelt hat. Es ist eine Nation voller wunderbarer Kontraste zwischen moderner Gangnam-Jugend und Traditionsbewusstsein», lobte der Schweizer Bundespräsident Didier Burkhalter die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye an der gemeinsamen Pressekonferenz in Bern.
Innovation, Kreativität, Wettbewerbsfähigkeit und Tradition würden die beiden Ländern verbinden, hiess es von beiden Seiten. Auch Präsidentin Park Geun-hye wusste die Schweiz zu loben. «Mit ihrer Neutralität und der Dialogbereitschaft ist die Schweiz wichtig für den Frieden auf dieser Welt», sagte sie. Parkt bedankte sich für den Friedensbeitrag der Schweiz an der innerkoreanischen Grenze.
Ausserdem sei sie begeistert von der Schönheit der Hauptstadt Bern und der Landschaft. «Für die Südkoreaner ist die Schweiz eine Traumdestination», betonte sie weiter.
Nordkorea nur am Rande
Man beliess es beim ersten südkoreanischen Staatsbesuch in der Schweiz vornehmlich bei der Höflichkeit und der Symbolik. Die Wirtschaft stand ganz im Zentrum, unspektakuläre Kooperationsabkommen wurden unterzeichnet, Details und Schwierigkeiten freundlich ausgelassen.
Die dringenden politischen Fragen rund um Nordkorea wurden auch nach Nachfrage eine koreanischen Journalisten nur kurz angetönt. Die Schweiz biete sich für eine mögliche Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche als Dialogpartner an, hiess es von der Seite Burkhalters. Die Schweiz unterhält als eine der wenigen Nationen im Westen diplomatische Beziehungen mit Nordkorea.
WEF und Abe
Präsident Park Geun-hye wird diese Woche ans WEF in Davos weiterreisen, wo ganz nebenbei auch Japans Premierminister Shinzo Abe zu Besuch sein wird. Zu einem Dialog zwischen den beiden Regierungschefs, die sich gar nicht verstehen, wird es wohl auch in der Schweiz nicht kommen (Asienspiegel berichtete). Es werde in Davos zu keinem Handschlag mit Abe kommen, liess Park die Medien schon vor ihrer Reise in die Schweiz wissen.
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