Im Land der Sicherheit
Japan hat schon seit jeher den Ruf, eines der sichersten Länder der Welt zu sein. Statistisch gesehen gab es sogar noch nie so wenige Verbrechen im letzten Jahr. Gemäss der Nationalen Polizeibehörde kam es 2013 zu 939 Fällen von Tötung oder versuchter Tötung. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 91 Fälle weniger. Es ist das erste Mal überhaupt seit 1946, dass diese Zahl unter die kritische Marke von 1000 gesunken ist.
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Statistisch waren die ersten zwei Jahrzehnten der Nachkriegsgeschichte die gefährlichste Zeit. Das Land war nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg am Boden. Es folgten politisch und gesellschaftlich turbulente Jahre. 1954 kam es zu 3081 Mordfällen. Seither nimmt diese Zahl stetig ab.
Verbrechen mit Schusswaffen sind praktisch inexistent. Wurden 2003 laut der Nationalen Polizeibehörde noch 139 Schiessereien gezählt, waren 2012 nur noch 28. In 4 Fällen endeten sie tödlich (Asienspiegel berichtete). In einem Land mit 127 Millionen Einwohnern ist dies fast schon eine makellose Statistik.
Weshalb die Abnahme?
Das überrascht, denn Japan durchlebt seit dem Platzen der Wirtschaftsblase 1989 eine Periode der wirtschaftlichen Stagnation. Der Jugend geht es heute beruflich schlechter als ihren Eltern (Asienspiegel berichtete). Man müsste meinen, dass sich dies eine Zunahme der Kriminalität bewirkt.
Doch weshalb die Abnahme? «Wir haben keine gesicherte Erklärung für diese Entwicklung», sagt die Polizeibehörde dazu. Der Gesellschaft gehe es als Ganzes gut, dies wirke sich auch positiv auf die Sicherheit aus, heisst es ganz unverbindlich gegenüber der Nachrichtenagentur Jiji. «Die Verbrechensprävention im öffentlichen wie im privaten Sektor, wie der Einsatz von freiwilligen Nachtpatrouillen zeigt Wirkung», lautet eine andere offizielle Erklärung.
Mögliche Erklärungen
Die Wahrheit ist, dass es nicht eine einzige schlüssige Antwort für diese Entwicklung gibt. Vielmehr spielen hier viele Faktoren zusammen. Einerseits gibt es in Japan eine enge soziale Verflechtung in der Gesellschaft, die zu einer anhaltend tiefen Verbrechensrate beiträgt.
Die starke und weit verteilte Präsenz der Polizei in den Städten sowie die strengen Waffengesetze (Asienspiegel berichtete) sind weitere Aspekte. Ausserdem wird Japans Bevölkerung immer älter, die Tendenz zu Aufständen, Revolutionen und Verbrechen damit geringer.
Kritik an der Statistik
Kritiker verweisen dagegen, dass die Polizei ungeklärte Mordfälle zu schnell in die Statistik der Selbstmorde oder Unfälle abschiebt. In Japan werden nur 10 Prozent der verdächtigen Todesfälle einer gerichtsmedizinischen Autopsie unterzogen. Von einer mangelnder Aufklärungsarbeit ist die Rede (Asienspiegel berichtete). Die Zahl der Selbstmorde bleibt derweil mit knapp 30’000 im Jahr noch immer sehr hoch (Asienspiegel berichtete).
Doch nicht in allen Kategorien ist Kriminalität in Japan im Rückgang begriffen. Die Fälle von sexueller Gewalt, Finanzbetrug oder Brandstiftung haben um bis zu 10 Prozent zugenommen. Ausserdem sind im Vergleich zum Vorjahr 10 Prozent weniger Kriminalfälle aufgeklärt worden.
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