Japans sin­ken­de Selbstmordrate

Ein Salaryman auf dem Weg zur Arbeit.
Ein Sala­ry­man auf dem Weg zur Arbeit. flickr/​jamesjustin

Japan ver­zeich­net seit Jah­ren eine der höchs­ten Selbst­mord­ra­ten der Welt. Die anhal­ten­de wirt­schaft­li­che Sta­gna­ti­on der zwei letz­ten Jahr­zehn­te hat die Lage ver­schlim­mert. Zwi­schen 1998 und 2010 wur­de jähr­lich über 30’000 Sui­zi­de gezählt. Der tra­gi­sche Höhe­punkt wur­de 2003 erreicht, als rund 34’000 Selbst­mor­de ver­zeich­net wurden.

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Doch nun scheint sich die Lage etwas zu ver­bes­sern. 2012 nah­men sich laut einem Vor­be­richt der Natio­na­len Poli­zei­be­hör­de 27’195 Men­schen das Leben, davon waren 70 Pro­zent Män­ner. Im Ver­gleich zum letz­ten Jahr ent­spricht dies einer Abnah­me von 663 Fällen.

Auch wenn die Zahl der Sui­zi­de noch immer erschre­ckend hoch ist, gibt es eine Ten­denz, die hoff­nungs­voll stimmt: Es ist immer­hin das zwei­te Jah­re in Fol­ge, dass die kri­ti­sche Schwel­le von 30’000 nicht über­schrit­ten wurde.

Der Wirt­schafts­fak­tor

Die Zahl der Selbst­mor­de wird auch als Grad­mes­ser für den wirt­schaft­li­chen Zustand des Lan­des gese­hen, denn der Ver­lust der Arbeits­stel­le führt in Japan nicht sel­ten zu einer tra­gi­schen Kettenreaktion.

Nach der finan­zi­el­len Not kommt die Iso­lie­rung vom sozia­len Umfeld. Der Bezug von Sozi­al­hil­fe wird von vie­len als Schan­de betrach­tet (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Der Frei­tod wird zur letz­ten Option.

Eine frü­he­re Sta­tis­tik der Regie­rung ergab in die­sem Zusam­men­hang, dass der Mon­tag im März jeweils der Zeit­punkt mit der höchs­ten Selbst­mord­ra­te sei. Der März ist jeweils der letz­te Monat des Geschäfts­jah­res und der Mon­tag der Neu­be­ginn einer Woche. Die­se «Wen­de­punk­te» des Berufs­all­tags sind daher beson­ders kri­tisch (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Über Zwei­drit­tel der Selbst­mor­de in Japan wer­den übri­gens von Män­nern begangen.

Ret­tet Abe­no­mics Leben?

Die ver­bes­ser­te kon­junk­tu­rel­len Lage kann als eine mög­li­che Erklä­rung für den leich­ten Rück­gang die­nen. Laut der Poli­zei­be­hör­de sind im letz­ten Jahr weit weni­ger Selbst­mor­de aus beruf­li­chen oder finan­zi­el­len Grün­den erfolgt, soweit man dies zurück­ver­fol­gen kann. Über die genaue­ren Moti­ve und die Ten­den­zen in den ver­schie­de­nen Alters­grup­pen soll im März ein detail­lier­ter Bericht publi­ziert werden.

Die ver­bes­ser­te Lage ist aber auch mit der ver­bes­ser­ten staat­li­chen Prä­ven­ti­ons­ar­beit zu erklä­ren. Seit 2009 erhal­ten die loka­len Behör­den eine finan­zi­el­le Unter­stüt­zung des Staa­tes. Ein wei­te­rer Grund ist zudem die zuneh­men­de gesell­schaft­li­chen Sensibilisierung.

Ein wei­ter Weg

Trotz des Tren­dum­schwungs hat Japan einen wei­ten Weg vor sich. Mit 27’195 Selbst­mor­den liegt man immer noch wei­ter über dem Durch­schnitt frü­he­rer Jah­re. Zwi­schen 1978, als die­se Sta­tis­tik erst­mals erho­ben wur­de, und 1998 belief sich die Zahl der Sui­zi­de auf 20’000 und 25’000 Fäl­le. Nur schon ein Rück­gang zu die­sen Wer­ten wäre ein Erfolg.

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