Eine kulinarische Zeitreise
Oishii! – Der Koch hinter der Theke fragt mich nach meiner Wahl. Ich entscheide mich für «Menchi-Katsu Naporitan». Er nickt kurz und macht sich an die Zubereitung. Nach nur wenigen Minuten ist das Gericht fertig. Was ich serviert bekomme, ist ein grosszügiges Gericht. Paniertes Hackfleisch, eine grosszügige Portion «Spaghetti-Naporitan», dazu etwas Reis und fein geschnittenen Kohl. Das nahrhafte Gericht kostet nicht einmal 1000 Yen.
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Menchi-Katsu kam wie alle anderen Schnitzel-Gerichte bereits in der Vorkriegszeit nach Japan. Naporitan, welches aus Zwiebeln, Pilzen, grünem Paprika, Speck, ein bisschen Wurst und ganz viel Ketchup besteht, wird gemeinhin als Japans älteste Spaghetti-Sauce bezeichnet. Die Legende besagt, dass sich Shigetada Irie als Chefkoch des New Grand Hotel in Yokohama von einer US-Militärspeise, bei der Spaghetti mit Tomatenketchup vermischt wurde, inspirieren liess.
Die billigen Zutaten trugen zum Boom bei. Neben Spaghetti «Naporitan» blieb Spaghetti Bolognese bis in die 1980er-Jahren die einzige Pasta-Alternative in Japan. Erst mit dem Boom der italienischen Küche kamen die zahlreichen Variationen auf. Die Kombination Menchi-Katsu, Naporitan, Reis und Gemüse machen das Gericht zu einer westlich angehauchten japanischen Küchentradition aus der Nachkriegszeit.
Auf engstem Raum
Gegessen habe ich dieses Menü im Restaurant Hato-ya, das seit mehr als fünfzig Jahren erfolgreich auf grosszügige, japanische Hausmannskost setzt, die garantiert satt macht. Katsu, Hamburger, Ebi-Furai, Croquetten, Pasta und Reis gib es hier im Angebot.
Man könnte es auch das kleinste Restaurant nennen, das über eine vollständige Infrastruktur verfügt. Das Lokal besteht aus einer hufeisenförmigen Theke. Gerade mal 18 Plätze bietet das Hato-ya. Dahinter stehen zu Spitzenzeiten am Mittag auf engstem Raum zwei Köche, die vor den Augen der Gäste die Gerichte zubereiten. Hinzu kommt noch eine Kellnerin, die einkassiert, Bestellungen entgegen nimmt und in aller Eile das Geschirr wäscht.
Bewegungsfreiheit für die Angestellten gibt es hier nicht. Wenigstens müssen sie keinen Rauch der Kunden einatmen, denn im Hato-ya herrscht ein striktes Rauchverbot.
Reise in die Showa-Ära
Die Enge des Lokals trägt zur Faszination bei. Vor dem Eingang des Hato-ya, das in einer Untergrundpassage ganz in der Nähe des zentral gelegenen Tokioter Bahnhofs Shimbashi liegt, werden alle angebotenen Gerichte, wie so oft in Japan, in einer Vitrine ausgestellt.
Die hölzerne Fassade, die gestreiften Tapeten im Innern und die an den Wänden hängenden alten Zeitungsberichte versprühen den Charme alter Tage. Es ist eine nostalgische Zeitreise in die Showa-Ära, als Japans Wirtschaftsmotor noch richtig brummte. Ein Besuch im Hato-ya lohnt sich nur schon deswegen.
Wir waren im: Hato-ya in Tokio, Chuo-ku Ginza 8 – 5, Ginza Nine Nr. 2, B1F
Website: ginza9.com/shops/hatoya.html
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