Gratis-Brot für alle
Japan erlebt den härtesten Winter seit Jahren. Der starke Schneefall, der am 14. Februar anfing (Asienspiegel berichtete), hat in mehreren Bergregionen zu einem tagelangen Ausnahmezustand geführt. In der Präfektur Yamanashi waren zeitweise alle wichtigen Zugangsstrassen durch den Schnee blockiert.
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Bereits am ersten Tag des Schneefalls verzeichnete die Stadt Kofu in Yamanashi mit weit über 100 Zentimeter Neuschnee einen neuen Rekord. Gouverneur Shiomei Yokouchi bat die Zentralregierung in Tokio und die Armee um Hilfe. Am 18. Februar waren laut der Asahi Shimbun in Dörfern der Präfekturen Gunma, Yamanashi, Tokio und Saitama über 6000 Menschen von der Aussenwelt abgeschnitten.
Supermärkte ohne Waren
Die blockierten Strassen haben zu einem Lieferengpass in den Supermärkten der betroffenen Regionen geführt. Gerade in Yamanashi ging in zahlreichen Läden das Angebot an Fleisch und Gemüse zur Neige, ohne Aussicht auf Nachschub.
Japans grösste Minimarktkette Seven Eleven hat vor zwei Tagen begonnen mit Hilfe von Hubschrauber-Transporten ihre Ableger in den Präfekturen Yamamashi, Gunma und Nagano zu versorgen, wie die Sankei Shimbun berichtet. Bis zu 13’500 Portionen an Lebensmitteln wie Instant-Nudeln oder Brot sollen so per Luftpost in die schwer zugänglichen Gebiete gebracht werden.
Der grosszügige Lastwagenfahrer
Auf der Chuo-Autobahn, der Lebensader zwischen den Metropolen Tokio und Nagoya ging seit Beginn des Schneefalls am 14. Februar nichts mehr. Erst in der Nacht des 17. Februars konnte die Autobahn wieder freigegeben werden. Zuvor waren zahlreiche Autos auf dieser Strecke blockiert.
Auch bei der Raststätte Dangozaki in der Präfektur Yamanashi harrten viele Autofahrer aus, darunter ein Lieferant des grössten japanischen Bäckers Yamazaki Bread (jp. Yamazaki Pan). Eine ganze Ladung an frischem Brot hatte dieser in seinem Lastwagen. Wegen des Schneefalls, musste er schnell einsehen, dass die Brötchen nie ans Lieferziel gelangen würden.
Anstatt das leckere Gebäck einfach verfaulen zu lassen, entschloss er sich zusammen mit seinem Mitarbeitern die gesamte Ladung an die Autofahrer und Passanten in der Umgebung zu verteilen.
«Der wahre Anpanman!»
Twitter-Nutzer Koji.s59 (@kojisan010) berichtete später über diese grosszügige Aktion. «Gestern wurde ich von einem Fahrer von Yamazaki Bread beschenkt! ‹Nehmt so viel Ihr wollt›, hat er uns gesagt», heisst es in seinem Tweet mit einem passenden Foto. Auch Twitter-Nutzer naotaro (@naotaro0427) lud ein Foto hoch, das eine grössere Menschenansammlung beim Yamazaki-Lastwagen zeigt.
Die Tweets verbreitete sich in Windeseile. Bis zu 20’000 Retweets gab es. Schnell bekam die Aktion den Übernamen «Der wahre Anpanman!». Anpan ist ein japanisches Weissbrot mit einer Bohnenpastenfüllung. Daraus erschuf der Künstler Takashi Yanase 1973 den Manga-Helden Anpanman, der sich für die Schwachen einsetzt. (Asienspiegel berichtete).
Ungeplante Werbeaktion
Der Lastwagenfahrer ist damit zum stillen Helden dieser schneereichen Tage geworden. Für Yamazaki Breads wurde es zur wohl besten, ungeplanten Werbeaktion.
Derweil deutet sich eine Entspannung in Yamanashi an. Durch die Wiedereröffnung der Chuo-Autobahn hat sich die Versorgungslage wieder etwas verbessert, wie die Yamanashi Hibi Shimbun berichtet. Noch aber ist der Warenmangel in den Supermärkten nicht behoben und eine ganze Reihe an Ortschaften ist weiterhin von der Aussenwelt abgeschnitten.
Die grosszügige Verteilaktion 1
Die grosszügige Verteilaktion 2
Leere Regale in der Stadt Kofu, Präfektur Yamanashi
Ein leerer Seven Eleven in der Stadt Tsuru, Präfektur Yamanashi
Hubschrauber liefern den Seven-Eleven-Minimärkten in Yamanashi die Lebensmittel
Auch in Tokio herrscht in einigen Läden Warenmangel
Vom Schnee überdeckte Getränkeautomaten
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