Manga, Kuchen und Swatch
Die Schweiz und Japan feiern 150-jährige diplomatische Beziehungen. Für Asienspiegel ist dies Anlass, Persönlichkeiten zu porträtieren, welche abseits der klassischen Vorstellungen diese Freundschaft täglich leben und kreativ weiterentwickeln.
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An einer unscheinbaren Strasse im Zürcher Kreis 6 taucht man in Sara Hochulis Welt ein. Ihr Name: Les Gourmandises de Miyuko. Nein, das ist kein gewöhnliches Café, denn bei Miyuko lässt sich der Gast von einer Atmosphäre verzaubern, die einmalig ist.
Die bunten Torten, verspielten Tapetendesigns, erlesenen Möbelstücke und dekorierten Lampen fallen sofort auf. Die niedrigen Decken des Altbaus aus dem 19. Jahrhundert vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit. Es ist, als wäre man bei Miyuko in einem Animefilm von Hayao Miyazaki gelandet, mit einem Schuss Amélie – und dies mitten in Zürich.
Die gelernte Grafikerin Sara Hochuli versteht es mit der japanischen Popkultur zu spielen, in jeglichen Formen und Materien. Manga stand für sie am Anfang ihrer Begegnung mit Japan. «Mich fasziniert das Grafische an den Zeichnungen, die klaren farbigen Flächen mit den schwarzen Outlines», erklärt sie ihre Begeisterung.
Von Plastikhaar bis zu Miyuko
Diese Ästhetik wird zur Ausgangslage ihres Schaffens. Plastikhaar heisst ihr erstes Projekt. In Handarbeit kreiert sie ausgefallene japanische Manga-Frisuren. Es sind Perücken für Models, Musiker, Künstler und Anime-Fans. Es folgt das Modelabel Ukiyo5, wo sie ihre Interpretation von Manga und japanischen Eindrücken mit ihrer Arbeit als Illustratorin und Designerin verbindet. Hier wird die Kunstfigur Miyuko geboren, die zur steten Begleiterin wird.
Es sind erfolgreiche Zwischenstation auf ihrem Weg zur kreativen Selbstverwirklichung, die in der Eröffnung von Les Gourmandises de Miyuko mündet, «weil ich backe seit ich denken kann». Ihre Kunst wird zu bunt-verspielten, süssen Versuchungen und je nach Wunsch gibt es diese vegan und glutenfrei. Auch Brunch und Afternoon Tea dürfen nicht fehlen.
Das Konzept schlägt ein. Medien aus dem In- und Ausland berichten über die ungewöhnliche Zuckerbäckerin. Ohne Reservation am Wochenende geht gar nichts. Das Café, das Hochuli mit ihrem Lebenspartner Dominik Grenzler führt, wird zu ihrer «endlosen Spielwiese für all meine Ideen und Konzepte», wie sie es selbst beschreibt.
Die Leidenschaft treibt sie an. «Die Gastronomie ist ein hartes Pflaster. Wir arbeiten sehr viel und hart für unseren Erfolg», betont sie. Inzwischen ist Sara Hochuli rund um die Uhr beschäftigt in ihrem Zucker-Atelier, im Café oder zuhause. «Wirklich freie Tage gibt es eigentlich nie.» Daher seien neue Cafés oder Shops im Moment kein Thema. «Mir ist es wichtiger mit Les Gourmandises de Miyuko die Qualität zu halten – und völlig unabhängig zu sein.»
Ein umwerfendes Angebot
Doch für Sara Hochuli ist kreativer Stillstand kein Thema. Eine Arbeit führt bei ihr ganz natürlich zur nächsten. Und so erscheint eines Tages, als wäre man in einem Miyazaki-Film, der Creative Director von Swatch bei ihr. «I want you to design a Swatch», fordert er sie auf. Dieses Angebot kann Sara Hochuli nicht ausschlagen. Es ist eine spezielle Anerkennung für ihre jahrelange, harte Arbeit, der Ritterschlag.
Das Resultat der süssen Zusammenarbeit ist der Dreamcake, eine Uhr wie eine Praline, mit einer eleganten rosa Schleife und einer Kirschblüte. Die Verpackung, eine klassische Kuchenform. Hier trifft Japan auf die Schweiz, in der Form von Sara Hochulis Kunstschaffen.
Längst hat die Zürcherin zu ihrem ganz eigenen Stil gefunden. Japan bleibt ihre Inspiration, wo «ich immer wieder nach versteckten Schätzen suche», wie sie es selbst ausdrückt. Sara Hochuli hat aus Manga etwas Neues erschaffen, der Vergänglichkeit einen süssen Anstrich gegeben. Egal, was sie kreiert, ihre Handschrift ist unverkennbar. Das macht sie zu einer angesagten Künstlerin. Die Berufsbezeichnungen Grafikerin, Designerin, Zuckerbäckerin, Unternehmerin sind bei ihrer Schaffenskraft schlichtweg Untertreibungen.
Hier geht es in die Welt von Sara Hochuli: miyuko.ch
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