Zur Fressorgie gezwungen
Japan hat den Ruf, eines der sichersten Länder der Welt sein (Asienspiegel berichtete). Dazu beitragen mag die hohe Polizeipräsenz in den Städten. Die zahlreichen stets besetzten kleinen Polizeihäuser, die sogenannten Koban, sorgen für ein dichtes Netzwerk, das zur Verbrechensprävention dient.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Die dort stationierten Polizisten erledigen dabei eine ganze Reihe von Aufgaben, die über die gewöhnlichen Kompetenzen hinausgehen. So werden sie von den Einwohnern auch gerne als Auskunftsstelle verwendet, wenn man nach einer bestimmten Ort im Quartier sucht.
Doch die Arbeit in einem Koban scheint gerade für die jüngeren Polizisten nicht immer angenehm zu sein, wie ein Fall aus der Grossstadt Osaka zeigt. Laut der Sankei Shimbun hielt ein 40-jähriger Polizeioffizier seine vier Untergebenen mit ziemlich ungewöhnlichen Methoden auf Trab. Er verordnete ihnen Fressgelage als Disziplinarmassnahme, um sie gemäss eigenen Worten «abzuhärten». Aber auch um ihre leidenden Gesichter zu sehen, wie er später gestehen sollte.
Wiederholter Essbefehl
15 Hamburger, 15 Donuts, 4 Portionen Instand-Nudeln oder 10 sogenannte American-Dogs mussten die vier jungen Polizisten vor den Augen ihres Vorgesetzten regelmässig verschlingen. Diese erzwungene Fressorgie wiederholte sich in den letzten drei Jahren offenbar zehn Mal.
Dabei reichte es aus, wenn einer einen Fehler machte, ein Spielchen während der Arbeit verlor oder bei einem polizeilichen Sportanlass unterlag, um die Disziplinarmassnahme auszusprechen. Noch demütigender war, dass die Untergebenen das Essen selbst einkaufen und auf eigene Kosten bezahlten mussten, um es danach im Koban zu vertilgen. Einer der Geschädigten soll durch die ständigen Essbefehle 15 Kilo zugenommen haben.
Der Abgang
Ein Ende nahmen die Angelegenheit erst im Dezember 2013, als ein junger Polizist offizielle Beschwerde bei der Präfekturpolizei von Osaka einreichte. Danach ging alles schnell. Der 40-jährige Polizeioffizier soll laut der Asahi Shimbun bei der Befragung angegeben haben, dass er in junge Jahren auf dieselbe Art und Weise bestraft wurde. Ende Jahr erhielt er eine Ermahnung. Am gleichen Tag habe er schliesslich freiwillig sein Amt niedergelegt, heisst es.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken