Eine Stadt im Natto-Rausch
In Japan zeigt man sich seit jeher offen für kulinarische Experimente. Vor nichts schreckt der Japaner zurück, möchte man meinen. Doch eine Speise lässt selbst das Land der Feinschmecker nicht kalt. Die Rede ist von Natto.
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Es ist ein billiges wie nahrhaftes Produkt, das aus fermentierten Sojabohnen besteht und bereits vor tausend Jahren auf der Insel verzehrt wurde. Das Markenzeichen von Natto sind nicht endende, klebrige Fäden sowie ein ziemlich starker Geruch, den manch einer mit verschwitzten Sportsocken vergleicht. Die Liebhaber der klebrigen Sojabohnen sprechen derweil lieber von einem Geruch wie bei einem guten Käse.
Eine Frage des Geschmacks
Speziell die Menschen im Nordosten, von Tokio bis nach Hokkaido, zeigen sich begeistert von Natto und dessen gesundheitsfördernden Wirkung. Angeblich hilft die Speise, den Bluthochdruck zu senken. Auch gegen Osteoporose und Magengeschwüre soll sie wirksam sein.
Die Menschen im Südwesten Japans bestreiten die gesundheitliche Wirkung nicht, haben jedoch gegenüber Natto so ihre Vorbehalte, gerade wegen des Gestanks. Der Übeltäter ist das aus der Erde stammende Bakterium Bazillus subtilis natto, das für die Fermentation der gekochten Bohnen benötigt wird. Erst damit werden die Sojabohnen so klebrig und geruchsintensiv.
Die Natto-Hochburg
Wer wirklich gutes Natto essen möchte, der sollte nach Mito fahren. In der Hauptstadt der Präfektur Ibaraki sind die fermentierten Sojabohnen die kulinarische Spezialität schlechthin. Mito-Natto ist weit über die Präfektur Ibaraki hinaus bekannt. Pro Jahr gibt ein Haushalt in Mito durchschnittlich 5916 Yen (40 Euro) für Natto aus. Damit ist die Stadt bezüglich Natto-Verzehr Spitzenreiter in Japan.
Dieses Erbe will gepflegt sein. Seit 2001 veranstaltet die lokale Tourismusbehörde einen Wettbewerb im Natto-Schnellessen. Für die Männer gilt es 400 Gramm Natto-Reis in weniger als 3 Minuten bis zur letzten klebrigen Bohne zu verzehren. Für die Frauen sind es 300 Gramm.
400 Gramm in 20 Sekunden
137 Menschen stellten sich am vergangenen Wochenende laut der Mainichi Shimbun dieser Herausforderung. Auch sechs mutige Ausländer nahmen teil. Gleich zwei Weltrekorde gab es zu verzeichnen. Eine 30-jährige Frau aus Tokio ass in 32,14 Sekunden ihre Schale Natto leer. Damit verbesserte sie ihre eigene Bestmarke vom Vorjahr um 16 Sekunden.
Bei den Männern machte ein 27-jähriger aus der Stadt Naka in der Präfektur Ibaraki das Rennen. Nur gerade mal 20,84 Sekunden benötigte er für seine Portion. «Ich esse jede Woche Natto», erklärte er der Sankei Shimbun sein simples Erfolgsrezept. Und wie es sich für einen Star gehört, versprach er auch nächstes Jahr wieder dabei zu sein. Und auch bis dahin wird in Mito weiterhin fleissig Natto konsumiert.
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