«Japanese only»
Es war kein guter Samstag für die Urawa Red Diamonds aus der Präfektur Saitama. Zuerst verlor die Fussballmannschaft von Mitsubishi Motors sein Spiel gegen Sagan Tosu, danach folgte ein handfester Skandal, den die J-League in dieser Form noch nicht erlebt hat. Beim Eingang 209, den die Fans der Urawa Red Diamonds im Stadion benutzen, hing neben einer japanischen Flagge ein Transparent, auf dem von Hand geschrieben «Japanese Only» (Eintritt nur für Japaner!) stand.
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Es verging nicht lange, bis Fotos davon auf Twitter und schliesslich in den Medien die Runde machten. Die Mehrheit zeigte sich empört über diese offensichtlich rassistische Bemerkung. Auch Tomoaki Makino, Verteidiger der Urawa Red Diamonds, bezog per Tweet unmissverständlich Stellung. Es sei ärgerlich, dass die Reds verloren hätten, aber eine solche Bemerkung gegenüber den Spielern, die alles für ihre Mannschaft gäben, sei beschämend. «Das bringt gar nichts. So können Fans und Mannschaft nicht zusammenwachsen.»
Die Aussage des Täters
Die Täter, welche das Transparent angefertigt haben, wurde laut NHK News inzwischen ausfindig gemacht. Es soll sich um mindestens drei Männer gehandelt haben, die zu einer zwanzigköpfigen Fangruppe gehören. Diese sollen gesagt haben, dass sie keine rassistischen oder politischen Motive gehegt hätten.
Der Klub führe die Ermittlungen fort, heisst es. Gegen die Personen werde ausserdem ein Stadionverbot für Heim- und Auswärtsspiele erlassen. Unabhängig davon, was diese mit ihrer Wortwahl beabsichtigten, handle es sich um eine klar diskriminierende Äusserung.
In die Kritik kamen am vergangenen Samstag auch die Ordnungshüter im Stadion, die über eine Stunde brauchten, bis sie das Transparent entfernten. Auch sie müssen mit Konsequenzen rechnen. Die Urawa Red Diamonds selber haben sich der Stellungnahme Makinos angeschlossen und sich auf der Website offiziell entschuldigt.
Gegen wen war die Aktion gerichtet?
In den japanischen Medien und Blogs wird derweil spekuliert, gegen wen die rassistische Aktion gerichtet war. Die Urawa Red Diamonds werden vom Österreicher Michael Petrovic trainiert. Ausserdem spielt der Brasilianer Marcio Richardes in der Mannschaft. Sagan Tosu hat derweil mehrere südkoreanische Spieler in der Mannschaft, inklusive Trainer Yoon Jung-Hwan. Waren sie etwa die Zielscheibe der rassistischen Aktion? Oder war das Transparent gegen ausländische Besucher im Stadion gerichtet?
Eine weitere Vermutung legt nahe, dass die Worte gegen den Nationalspieler Tadanari Lee gerichtet gewesen sein könnten. Der japanisch-koreanische Doppelbürger der Urawa Red Diamonds ist auf die neue Saison hin von Southampton in die J-League zurückgekehrt.
Lees Familie lebt seit vier Generationen in Japan. Die Koreaner sind mit rund 700’000 Menschen die grösste Minderheit in Japan. Die meisten von ihnen zogen in der Vorkriegszeit nach Japan, als Korea eine Kolonie des japanischen Kaiserreichs war. Einige kamen freiwillig, die meisten wurden während des Kriegs zur Zwangsarbeit übersiedelt.
Politik und Fussball
2007 nahm Lee die japanische Staatsbürgerschaft an. Aus Chung-sung Lee wurde offiziell Tadanari Oyama. Lee besteht jedoch darauf, dass er mit dem korrekten koreanischen Name angesprochen wird. Zum Helden wurde er, als er Japan 2011 im Finale gegen Australien zum Asienmeister schoss (Asienspiegel berichtete). Lee wurde damals als sportlicher Botschafter für die Annäherung der beiden Länder gefeiert.
Doch einige japanische Fans mögen Mühe mit Lees Geschichte haben. Denn nicht nur politisch, sondern auch fussballerisch kommt es zwischen Japan und Südkorea immer wieder zu Provokationen unter Spielern und Fans (Asienspiegel berichtete). Zuletzt kam es am Olympiaturnier von London zum Eklat, als sich der südkoreanische Mittelfeldspieler Park Jong-wo mit einer politischen Aktion auf dem Fussballfeld ins sportliche Abseits manövrierte (Asienspiegel berichtete).
Update, 13. März 2014
Die Urawa Red Diamonds werden ein Ligaspiel ohne Zuschauer austragen müssen, wie FNN News berichtet. Die J-League hat diese Strafe ausgesprochen, weil die Verantwortlichen im Stadion das rassistische Transparent mit der Aufschrift «Japanese Only» während des ganzen Spiels nicht entfernten, obwohl sie schon relativ früh von Zuschauer darüber informiert wurden. Ausserdem erhält der Klub einen Verweis. Es ist die bislang schwerste Strafe, die gegen eine Mannschaft der J-League ausgesprochen wurde. Der Klub selber hat laut NHK News gegen die Fangruppe, welche das Transparent anbrachte, ein Stadionverbot ausgesprochen. Ausserdem dürfen die Reds-Anhänger keine Fahnen und Transparente mehr ins Stadion bringen.
Auch über die Motive der drei Personen ist inzwischen mehr bekannt, wie die Asahi Shimbun berichtet. Man habe das Transparent angebracht, weil es in letzter Zeit immer mehr ausländische Fans im Stadion gebe. Sie befürchteten, dass sie damit die Kontrolle über die Fangesänge verlieren würden.
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