Okinawa und seine US-Soldaten

Rund 47’000 US-Soldaten sind in Japan stationiert. Über 80 militärische Einrichtungen auf einer Gesamtfläche von rund 312 Quadratkilometern unterhält Washington im Inselstaat. Den grössten Teil der Kosten trägt Japan. Über 4 Milliarden Dollar bezahlt Tokio für den Unterhalt der amerikanischen Infrastruktur. Im Gegenzug darf der Inselstaat auf den militärischen Schutz Washingtons zählen.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Am stärksten von der US-Präsenz betroffen ist die Präfektur Okinawa. Für Washington ist die südliche Inselgruppe, die bis 1972 unter US-Besatzung blieb, ein Grundpfeiler seiner Sicherheitsstrategie im Pazifik. Hier sind die USA in unmittelbarer Nähe von China oder Taiwan.
Auf Okinawa befindet sich die Hälfte aller in Japan stationierten US-Soldaten. Die amerikanischen Stützpunkte nehmen rund 20 Prozent der Fläche Okinawas ein. Entsprechend schwierig gestaltet sich das Verhältnis zwischen den lokalen Einwohnern und den Amerikanern vor Ort.
Die Schattenseite
Die Militärbasen sorgen für viel Lärm und Umweltverschmutzung. Regelmässige Unfälle und Verbrechen durch US-Soldaten haben dazu geführt, dass eine Mehrheit der Menschen auf Okinawa die amerikanische Präsenz ablehnt. Den Tiefpunkt erreichten die Beziehungen 1995, als drei US-Soldaten ein 12-jähriges japanisches Mädchen vergewaltigten.
Die Lage verbesserte sich auch in den Jahren darauf nicht. So wurden zwischen 2004 und 2013 jedes Jahr im Durchschnitt 56,4 kriminelle Vergehen durch US-Angestellte registriert, Verkehrsunfälle ausgenommen.
Doch nun scheinen die von den US-Behörden erlassenen Gegenmassnahmen erstmals zu greifen. Im letzten Jahr ist die Zahl der durch US-Personal begangenen Verbrechen um 40 Prozent zurückgegangen, wie die Okinawa Times berichtet. Noch 32 Gesetzesübertretungen mit 38 involvierten Personen habe man 2013 gezählt. So wenig gab es seit der Rückgabe Okinawas 1972 nicht. Ausserdem gab es keinen einzigen Mordfall, bei dem US-Soldaten involviert waren. 2012 wurden noch deren zwei gezählt.
Alkoholverbot für die Marines
Zur verbesserten Lage beigetragen haben die strengeren Vorschriften des US-Militärs. Nach einem erneuten Vergewaltigungsfall Ende 2012 hatte es seinen Marinesoldaten auf Okinawa ein komplettes Alkoholverbot ausserhalb der Stützpunkte auferlegt, wie Military.com berichtete.
Inzwischen wurde die Regelung wieder etwas gelockert. Maximal zwei Drinks dürfen die Marines zwischen 18 und 22 Uhr in einem Restaurant trinken. Das Alkoholverbot in Bars und Club bleibt aber weiterhin aufrecht. Für die Angestellten der Air Force gilt derweil ein Alkoholverbot zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens.
Der Streit um den neuen Stützpunkt
Damit hat das US-Militär zumindest eine weiteren Image-Schaden verhindern können. Dies ist wichtig, denn für die USA stehen in den kommenden Jahren wichtige Weichenstellungen auf Okinawa an. Neben einer grösseren Truppenverschiebung nach Guam ist auch die Verlegung der US-Marinebasis Futenma, die inmitten der lärmgeplagten Stadt Ginowan auf Okinawa liegt, ins weiter nordwärts gelegene Nago geplant.
Doch Washington und Tokio haben die Rechnung nicht mit dem Bürgermeister von Nago gemacht. Dieser wehrt sich mit Unterstützung seiner Einwohner gegen diese Pläne (Asienspiegel berichtete). Eine weitere Negativschlagzeile eines US-Soldaten wäre der Sache bestimmt nicht dienlich.
Buchtipp
«In Japan – Der praktische Reiseführer» (Edition 2023) von Jan Knüsel als E-Book, inkl. Corona-Updates und Kurzfilmen. Bei Japanspiegel Shop und Apple Books (CH, DE, A) erhältlich.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Mai 2023 – Dass dieser Blog mit über 5000 kostenlos zugänglichen Artikeln existiert, ist einzig der Grosszügigkeit vieler treuer Abonnenten zu verdanken. Mit regelmässigen Beiträgen bilden sie das finanzielle Fundament dieses unabhängigen Ein-Mann-Blogs, der 2009 gegründet wurde. Das Resultat sehen Sie täglich in Form eines neuen Artikels über das Geschehen in Japan. Es ist ein kleines Fenster in dieses faszinierende Land. Ich danke Ihnen von Herzen.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich zudem für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken