Japans Insel vor Taiwan

Die 30 Quadratkilometer kleine Insel Yonaguni ist der westlichste Aussenposten Japans. Taiwan ist nur etwas mehr als 100 Kilometer entfernt. Als politischer Teil der Präfektur Okinawa ist Yonaguni seit 1879 ins japanische Staatsgebiet integriert.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg waren hier noch 12’000 Menschen wohnhaft. Heute sind es gerade noch 1500. Sie leben zumeist von der Fischerei, der Landwirtschaft und dem Tourismus. Denn seit der Entdeckung einer ungewöhnlichen Felsformation unter der Meeresoberfläche hat sich Yonaguni zu einem Anziehungspunkt für Archäologen und Neugierige gemacht. Abgesehen davon ist es ruhig auf Yonaguni. Die Insel zählt lediglich zwei Polizeibeamte.
Seit sich aber der Streit zwischen China, Taiwan und Japan um die Senkaku/Diaoyu-Inselgruppe verschärft hat, ist auch das Interesse an Yonaguni unter den japanischen Militärstrategen gestiegen. Denn die Insel liegt nicht nur an der Grenze zu Taiwan, sondern auch gleich bei den Senkaku-Inseln. Nur 150 Kilometer beträgt die Distanz zu den umstrittenen Territorien.
Ein Radar für Yonaguni
Vor vier Jahren erweiterte Japan unilateral seinen Luftüberwachungsraum bei Yonaguni um 22 Kilometer in Richtung Taiwan (Asienspiegel berichtete). Nun wird auf Yonaguni seit kurzem gebaut. Auf der Insel entsteht eine neue Radarstation der japanischen Selbstverteidigungstruppen. Bis 2015 werden hier 150 Soldaten stationiert, um den Luft- und Schiffsverkehr besser kontrollieren zu können.
Der Grundstein für den neuen Stützpunkt wurde letzte Woche in Anwesenheit von Verteidigungsminister Itsunori Onodera gelegt, wie die Sankei Shimbun berichtet. Mit dem Ausbau werde eine Lücke in der bisherigen Verteidigungsstrategie gefüllt. Bislang lag die westlichste Radarstation der japanischen Truppen auf der Insel Miyakojima, die rund 200 Kilometer östlich von Yonaguni liegt. Tokio unterstreicht damit gegenüber China seinen Anspruch auf die Senkaku-Inseln.
Okinawa rückt in den Blickpunkt
Der Ausbau der Militärpräsenz in der Präfektur Okinawa beschränkt sich dabei nicht nur auf Yonaguni. Auch in der 400 Kilometer von Yonaguni entfernen Präfekturhauptstadt Naha hat die japanische Luftwaffe seit neustem vier Luftraumüberwachsungs-Flugzeuge des Typs E-2C stationiert. Es ist das erste Mal, dass solche Maschinen auf Okinawa ständig präsent sind. Japan reagiere mit dieser Massnahme auf Chinas Versuche den Status-Quo in der Region ändern zu wollen, betonte Onodera.
Die Verstärkung ist vor allem symbolischer Natur. Denn bereits heute ist auf Okinawa die US-Armee mit weit über 20’000 US-Soldaten präsent. Zwischen 1945 und 1972 war die Präfektur Okinawa unter amerikanischer Verwaltung. Eine Sicherheitsallianz verpflichtet die USA zudem, Japan im Konfliktfall militärisch beizustehen.
Proteste auf Yonaguni
Auf Yonaguni sind die Meinungen über die neue Präsenz der japanischen Selbstverteidigungstruppen geteilt, wie die Okinawa Times berichtet. Während der Grundsteinlegung protestierten rund 70 lokale Bewohner gegen die neue Radarstation. Sie glauben nicht daran, dass der Stützpunkt mehr Sicherheit bringen wird. Viele eher befürchten sie, dass Yonaguni bei einem militärischen Konflikt zur Zielscheibe werden könnte. Mit der idyllischen Ruhe auf Yonaguni ist es vorerst vorbei.
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