Spa­zie­rend durch Japan

Die Schweiz und Japan fei­ern 150-jäh­ri­ge diplo­ma­ti­sche Bezie­hun­gen. Für Asi­en­spie­gel ist dies Anlass, Per­sön­lich­kei­ten zu por­trä­tie­ren, wel­che abseits der klas­si­schen Vor­stel­lun­gen die­se Freund­schaft täg­lich leben und krea­tiv weiterentwickeln.

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Auf dem Weg zum Café Japan-Wissen aufnehmen.
Auf dem Weg zum Café Japan-Wis­sen auf­neh­men. Foto: Ron­ja Sakata

Die Dia­show bringt uns die Welt näher. Sie ist die idea­le Pro­jek­ti­ons­flä­che für die Sehn­sucht nach Aben­teu­ern und fer­nen Län­dern. Ein Geo­gra­phie-Unter­richt ohne Dia­show? Schlicht­weg unvor­stell­bar. Bereits unse­re Eltern und Gross­el­tern lieb­ten sie, um zumin­dest für eine kur­ze Zeit in eine ande­re Welt zu entschwinden.

Aber muss man heu­te wirk­lich noch in einem dunk­len, sti­cki­gen Raum sit­zen, um von fer­nen Län­dern zu träu­men? Kann man die Dia­show nicht anders gestal­ten? Auch Ron­ja Saka­ta muss sich die­se Fra­ge gestellt haben, als sie es sich zur Auf­ga­be mach­te, Japan den Schwei­zern näher zu brin­gen. Sie ent­schied sich, alles ein biss­chen anders zu machen.

Das Japan-Aben­teu­er

Das Land der auf­ge­hen­den Son­ne fas­zi­niert Ron­ja seit Ihrer Kind­heit. Es waren die Kin­der­bü­cher von Fede­ri­ca de Ces­co, wel­che sie von Japan träu­men lies­sen. Ihr eige­nes Japan-Aben­teu­er begann im März 2001, als sie für ein hal­bes Jahr nach Japan zog, um in der Stadt Takats­uki eine Prak­ti­kums­stel­le als Lebens­mit­tel-Inge­nieu­rin anzutreten.

«Da war ich gezwun­gen, Japa­nisch zu ler­nen. Und sie­he da, es klapp­te», wie sie mit einem Lächeln sagt. Dabei war sie in der Schu­le «ziem­lich unbe­gabt», wenn es um das Erler­nen von Fremd­spra­chen ging. «Japa­nisch aber war eine Spra­che, die ich wirk­lich ler­nen woll­te. Mit Lei­den­schaft geht im Leben bekannt­lich alles einfacher.»

Die Zeit in Takats­uki war prä­gend. Von der Lebens­ein­stel­lung der Japa­ner zeigt sie sich beein­druckt. «Die Zufrie­den­heit trotz des anstren­gen­den Lebens; sie genies­sen es und jam­mern nicht», beschreibt Ron­ja die Men­schen, die sie damals ken­nen­lern­te. Am Ende fand sie in der klei­nen japa­ni­schen Stadt bei Osa­ka gar die Lie­be ihres Lebens. Nur zwei Jah­re spä­ter wur­de aus Mül­ler Sakata.

Die Salat­sauce

Seit­her dreht sich bei Ron­ja alles um Japan. Mit dabei ist stets ihre Neu­gier für das Land und ihr guter Rie­cher für Din­ge, die man ger­ne über­sieht, weil sie so selbst­ver­ständ­lich auf uns wirken.

So ent­wi­ckel­te sie nach ihrem Stu­di­um gemein­sam mit ihren Kol­le­gen Roman Don­zé und Gian­lu­ca de Lusi aus dem Sesam-Dres­sing des Restau­rants Kabu­ki in Bern, wel­che damals noch in Pet-Fla­schen in der Küche abge­füllt wur­de und von den Gäs­ten heiss geliebt wur­de, eine pro­fes­sio­nel­le Mini­sa­lat­saucen-Pro­duk­ti­on. Dar­aus ent­stand die Fir­ma aka­ri tas­te. Heu­te sind die Kabu­ki-Dres­sings unter Don­zés Füh­rung zu den bekann­tes­ten japa­ni­schen Salat-Sau­cen in der Schweiz herangewachsen.

Der mul­ti­me­dia­le Spaziergang

Für Ron­ja Saka­ta war es ein ers­ter krea­ti­ver Schritt, Japan den Schwei­zern kuli­na­risch näher zu brin­gen. Gleich­zei­tig begann sie im klei­nen Rah­men ihre Fas­zi­na­ti­on vom Land in Fern­ost, Freun­den und Inter­es­sier­ten wei­ter­zu­ver­mit­teln. Irgend­wann an die­sen Aben­den ent­schied sie sich, die Dia­show völ­lig umzu­krem­peln, zu ent­stau­ben und aus dem dunk­len Raum in den rea­len All­tag zu brin­gen. Denn längst ist die Welt in Zürich angekommen.

Ein mul­ti­me­dia­ler Spa­zier­gang durch Zürichs japa­ni­sche Sei­ten soll­te es wer­den, japa­ni­sche Gas­tro­no­mie, Prä­sen­ta­ti­on, Kopf­hö­rer, Pod­cast, Japa­nisch-Spick­kärt­li, fri­scher Luft und Kuchen inklu­si­ve. «Es ging mir dar­um, mei­ne Gäs­te nicht mehr wäh­rend drei Stun­den voll­zu­quat­schen. Vor allem aber woll­te ich mehr Zeit, um mich um sie zu küm­mern.» Wer sie für die­se Idee für ver­rückt hielt, der kann­te Ron­ja Saka­ta nicht. Auf der Crowd­fun­ding-Platt­form wema​keit​.ch sam­mel­te sie in kür­zes­ter Zeit über 8000 Fran­ken. Das Pro­jekt mit den bun­ten Kopf­hö­rern konn­te starten.

Wer ein­mal bei Ron­jas Japan-Spa­zier­gang dabei war, für den wird es schwie­rig zum Klas­si­ker unse­rer Eltern und Gross­el­tern zurück­zu­keh­ren. Wäh­rend die Gäs­te Sake und ein köst­lich wie schlich­tes japa­ni­sches Spe­zi­al-Menü im schmu­cken Wip­kin­ger Restau­rant Oto­to genies­sen dür­fen, führt Ron­ja in einer sehr per­sön­li­chen und amü­san­ten Dia­show in die Japan-Welt ein. Den Mief des Fron­tal­un­ter­richts hat Ron­ja kur­zer­hand entsorgt.

Kuchen bei Miyuko

Nach dem gross­zü­gi­gen Essen geht es zum Spa­zier­gang mit bun­ten Kopf­hö­rern und von Ron­ja rea­li­sier­ten Japan-Pod­casts. Das beson­de­re dabei: hier bestimmt der Gast das The­ma, von Sake über die Spra­che bis zur Bahn­rei­se. Jedem sein Japan. «Und alles por­tio­niert. Auf kei­nen Fall will ich mei­ne Gäs­te mit Infor­ma­tio­nen bom­bar­die­ren», wie sie betont. Die über zwei Stun­den Japan­wis­sen wer­den nach dem Abend zum Down­load verschickt.

Nach einem 25-minü­ti­gen Spa­zier­gang kommt der Japan-Aus­flug in Les Gour­man­di­ses de Miyu­ko an, wo Besit­ze­rin Sara Hoch­u­li den Nach­tisch ser­viert. Das kul­ti­ge Café öff­net am Abend eigens für Ron­jas Spa­zier­gang sei­ne Tore. Für ein­mal hat man das Kuchen-Para­dies fast ganz für sich.

Man lernt sich kennen

Bei Ron­ja wird nicht nur zuge­hört, es wird gere­det, man lernt sich ken­nen, tauscht sich aus. Vie­le der Gäs­te brin­gen sich mit dem Spa­zier­gang in die rich­ti­ge Stim­mung für ihre bevor­ste­hen­de Japan-Rei­se, ande­re möch­ten ganz ein­fach das fer­ne Land und des­sen Kul­tur bes­ser ken­nen­ler­nen. Lang­wei­lig wird es nie. Zahl­rei­che Fra­gen wer­den gestellt. Ron­ja gibt gedul­dig Aus­kunft. Berüh­rungs­ängs­te mit der frem­den Kul­tur gehen ver­lo­ren. «Es sind alles Per­so­nen, die Japan näher ken­nen­ler­nen wol­len. Die kau­fen nicht ein­fach einen Rei­se­füh­rer und schau­en weder nach links noch nach rechts», beschreibt sie ihre Gäste.

Ron­jas Kon­zept geht auf. Ihre Zugäng­lich­keit und Herz­lich­keit kommt an. Seit einem Jahr führt sie ihre Gäs­te, die aus allen Ecken der Schweiz kom­men, in Zürich durch Japan. Und so schnell wird die­se Geschich­te auch nicht enden. Denn für Ron­ja Saka­ta ist Japan kein Geschäft, son­dern Lie­be und Lei­den­schaft pur. Das macht sie glaub­wür­dig. Und man ist sich nach dem Spa­zier­gang fast schon sicher: Ron­jas nächs­te ver­rückt-genia­le Japan-Idee kommt bestimmt.

Hier geht es zu Ron­jas Japan-Spaziergängen. 

Vor dem Spaziergang gibt es ein japanisches Menü im Restaurant Ototo.
Vor dem Spa­zier­gang gibt es ein japa­ni­sches Menü im Restau­rant Oto­to. Foto: Lea​ders​club​.ch
Auf zum Spaziergang.
Auf zum Spa­zier­gang. Foto: Lea​ders​club​.ch
Abendliche Ankunft bei Miyuko.
Abend­li­che Ankunft bei Miyu­ko. Foto: Lea​ders​club​.ch
Man lernt sich kennen: Ronja im Gespräch.
Man lernt sich ken­nen: Ron­ja im Gespräch. Foto: Lea​ders​club​.ch
Kaffee und Kuchen gibt es zum Schluss bei Miyuko.
Kaf­fee und Kuchen gibt es zum Schluss bei Miyu­ko. Foto: Ron­ja Sakata
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