Tokios Schliessfach-Verbot
In Tokio gehören die Schliessfächer zum Alltagsbild. In Bahnhöfen, Einkaufshäuser und Supermärkten sind sie zu Tausenden installiert und werden auch rege genutzt. Gerade in einer Millionenmetropole, wo die Distanzen gross sind und das Gepäck schnell mal zur schweren Last werden kann, sind sie seit Jahrzehnten die praktische und sichere Erleichterung für Reisende, Geschäftsleute, Schüler und Pendler. Der Klassiker sind die normierten farbigen Münzfächer aus der Nachkriegszeit. Die modernen Versionen bieten heute die bargeldlose Bezahlung an.
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Doch nun schliesst die Stadt für eine Woche einen Grossteil ihrer Schliessfächer. Denn am 23. April steht der dreitägige Besuch von US-Präsident Barack Obama an. Es handelt sich um eine Präventionsmassnahme gegen mögliche terroristische Bombenanschläge, wie es heisst.
Seit dem Wochenendbeginn haben Passagiere in den grossen Bahnhöfen wie Tokio, Shinagawa, Shibuya und Shinjuku keinen Ort mehr, um ihr Gepäck zu verstauen. Alleine der Bahnbetreiber JR East hat laut der Asahi Shimbun rund 4700 Schliessfächer verriegelt. Die Tokyu-Linie hat beim Bahnhof Shibuya rund 440 Schliessfächern geschlossen.
Ja, selbst den Abfall müssen die Passagiere und Passanten mitnehmen. An gewissen Bahnhöfen wurden die Mülleimer versiegelt. «Es ist wohl besser eine Pet-Flasche als ein Dosengetränk zu kaufen», meint Twitter-User @iosys_chuou.
Die Suche nach Alternativen
Offenbar wurden viele auf dem falschen Fuss erwischt. In den sozialen Medien ist die Schliessfach-Aktion der Polizei das Thema. «Seid gewarnt, falls Ihr am Wochenende nach Tokio kommt», schreibt User @tomoya_yamakawa.
Andere verstehen schlichtweg den Grund für die Massnahme nicht, wie J-Cast berichtet. «Was, Obama fährt Zug in Tokio?» ist deren überraschte Reaktion.
Die Suche nach Ausweichmöglichkeiten ist zum grossen Thema geworden. «Trotz Obama kann man im Bahnhof Nishikawaguchi kann man die Schliessfächer benutzen!» zeigt sich Userin @seika_ks3001 erleichtert. Eine weitere Alternative sind Versandunternehmen in den Bahnhöfen, bei denen man während 1 Tages für 850 Yen das Gepäck abgeben kann.
Ausnahmezone Tokio
Der hohe Staatsbesuch hält aber nicht nur die Bahnhöfe und deren Kunden auf Trab. Die ganze Stadt ist zu einer Ausnahmezone umfunktioniert worden, wie die Mainichi Shimbun berichtet
Über 16’000 Polizisten und 10’000 Kameras sollen für die Sicherheit des VIP-Gastes sorgen. Den Autofahrern wird nahegelegt, während Obamas Visite möglichst von einer Fahrt in die Stadt abzusehen. Auch rund um den US-Luftwaffenstützpunkt Yokota, der etwas ausserhalb von Tokio liegt, gilt für die Polizei erhöhte Aufmerksamkeit.
Ein Besuch ohne Michelle
Obama wird Abend des 23. Aprils in Tokios Flughafen Haneda landen. Neben Gesprächen mit Premierminister Shinzo Abe wird der US-Präsident auch noch das Kaiserpaar treffen. Der Aufenthalt ist jedoch kürzer als sich die japanische Regierung erhofft hat. Letztendlich wird er nur einen vollen Tag in Japan weilen. Der US-Präsident wird zudem ohne seine Ehefrau Michelle Obama anreisen, was wiederum einige japanische Medien enttäuscht zur Kenntnis nehmen mussten.
Am 25. April wird Obama schliesslich seine offizielle Asienreise Südkorea, die Philippinen und nach Malaysia fortsetzen. Und spätestens dann wird auch der Schliessfach-Spuk sein Ende finden.
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