Taiwans «Weisser Wolf»
Vom Dach eines Lastwagens spricht Chang An-le zur Menge. Der mutmassliche ehemalige Chef der kriminellen taiwanischen Bambus-Union ist hier besser als Weisser Wolf bekannt. Anhänger seiner Wiedervereinigungs-Partei unterstützen das Handelsabkommen mit China und wollen ebenfalls in das von Studenten besetzte Parlament.
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Zwischen den beiden Lagern kommt es am Dienstag Nachmittag zu Handgreiflichkeiten, verletzt wird dabei niemand. In das Parlamentsgebäude gelangen die Unterstützer von Chang An-le jedoch nicht. Polizisten haben es abgesperrt, zu einem Treffen im Parlament kommt es deshalb nicht.
Bereits letzte Woche tauchten mehrere Motorradfahrer vor dem Parlament auf, und schüchterten mit Hupkonzerten, Feuerwerkskörpern und sogar einer Messerattacke die Demonstranten ein. In Medienberichten wurde bereits gemunkelt, dass der weisse Wolf dahinter stecken könnte.
Friedliche Vereinigung mit China
Chang An-le ist vergangenes Jahr aus China zurückgekehrt. Auf dem Taipeher Stadtflughafen wurde er von mehreren hundert Polizisten und Anhängern erwartet. Die Behörden nahmen den mutmasslichen früheren Boss der taiwanischen Bambus-Union fest, liessen ihn kurz darauf jedoch gegen Kaution frei.
Seither tingelt der weisse Wolf durch die taiwanischen Talkshows, wo er seine Wiedervereinigungs-Partei vorstellt. Chang An-le sagt von sich, dass er sich für eine friedliche Vereinigung von Taiwan und Festlandchina stark machen wolle.
Chang verbrachte wegen Drogenschmuggels zehn Jahren in einem US-amerikanischen Gefängnis. In den 90er-Jahren floh er aus Taiwan, wo er seither wegen organisierter Kriminalität gesucht war. Eine Rolle soll der inzwischen 65-jährige Chang auch an der Ermordung eines US-taiwanischen Schriftstellers gespielt haben. Dieser hatte in den 80er-Jahren in einer Biographie den damaligen Präsidenten Taiwans heftig kritisiert.
Hunderttausende demonstrieren vor Präsidialamt
Am Sonntag demonstrierten mehrere hunderttausend Menschen gegen das Handelsabkommen mit China und haben damit der Sonnenblumen-Bewegung Auftrieb gegeben. Die Polizei zählte etwas über 100’000 Demonstranten, während die Organisatoren von über 500’000 Teilnehmern sprachen. Die beiden Seiten sind sich bisher nicht näher gekommen. Auf ein Angebot zu Gesprächen sind die Studenten bisher nicht eingegangen. Präsident Präsident Ma Ying-jeou weigert sich derweil das Abkommen aus dem Parlament zurückziehen.
Die Besetzung des Parlaments begann vor zwei Wochen, nachdem die Regierungspartei entschied, das Vorhaben nicht weiter in einem parlamentarischen Ausschuss zu diskutieren. Stattdessen sollten die Abgeordneten direkt darüber abstimmen. Die beiden Seiten der Taiwanstrasse haben das Abkommen bereits im letzten Jahr unterzeichnet, es wurde jedoch noch nicht vom taiwanischen Parlament ratifiziert (Asienspiegel berichtete).
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