Die demographische Krise

Menschen, die heiraten und Kinder kriegen, gibt es in Japan immer weniger. Noch nie waren so viele Japaner Single (Asienspiegel berichtete). Das hat zur Folge, dass die Geburtenrate mit 1,41 so tief ist, dass die Einwohnerzahl seit vier Jahren im Schrumpfen begriffen ist (Asienspiegel berichtete).
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Hält die Entwicklung an, wird Japan schon 2048 wieder weniger als 100 Millionen Einwohner zählen (Asienspiegel berichtete). Schon jetzt sind nur noch 16 der 127 Millionen Japaner unter 14 Jahren. Um diese demographische Krise besser zu verstehen, hat die Regierung in einer Umfrage nach den Gründen gesucht. Das Resultat zeigt zwei Tendenzen auf.
Einerseits geniesst die junge Bevölkerung heute nicht mehr die finanzielle Sicherheit, die ihre Eltern-Generation hatte. Viele müssen sich mit schlecht bezahlter Teilzeitarbeit über Wasser halten. Nicht alle können sich dadurch eine eigene Wohnung leisten. Es bleibt einzig Hotel Mama. Das sind keine guten Voraussetzungen für die Gründung einer eigenen Familie.
47,4 Prozent der unverheirateten Befragten geben daher an, dass ihnen schlichtweg das Geld für eine Hochzeit fehle. Sollten die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen, würden 46,3 Prozent heiraten, heisst es weiter. Für 37,8 Prozent ist es so, dass sie ganz einfach den idealen Partner noch nicht gefunden hätten.
Andere Lebenseinstellung
Andererseits hat sich die Lebensweise in den letzten dreissig Jahren stark verändert. So geben gleich 51,9 Prozent der Unverheirateten an, dass sie nicht auf «die Unbekümmertheit und Freiheiten des Junggesellenlebens» verzichten möchten. Bei den Frauen vertreten gar 55,3 Prozent diese Haltung. 41,9 Prozent meinen schlichtweg, dass sie im Moment keine Notwendigkeit für den Bund der Ehe verspürten.
Und wenn man einmal verheiratet ist, bedeutet dies noch lange nicht, dass man sich als Ehepaar gleich den Kinderwunsch erfüllt. 56,2 Prozent der Verheirateten wollen erst Kinder, sofern Arbeit und Kinder unter einen Hut gebracht werden können. Beim weiblichen Geschlecht ist diese Forderung mit 62 Prozent besonders hoch. Heute bleibt den Frauen oft nichts anderes übrig, als sich zwischen Kinder und Karriere entscheiden zu müssen. Wenig überraschend wählen immer mehr den Berufsweg.
Für 51,9 Prozent der befragten Verheirateten darf die Kindererziehung zudem nicht zu viel Geld kosten. Auch der Wunsch nach lokalen Kindertagesstätten ist mit 46,2 Prozent sehr ausgeprägt.
Die Politik reagiert
Die Umfrage deutet darauf hin, dass ein wirtschaftlich unsicheres Umfeld sowie nicht mehr zeitgemässe gesellschaftliche Rahmenbedingungen zur anhaltend tiefen Geburtenrate geführt haben.
Die Regierung hätte es durchaus in der Hand, mit den richtigen Massnahmen das Steuer herumzureissen. Erste Ansätze gibt es. Premierminister Shinzo Abe hat schon zu Beginn seiner Amtszeit angekündigt, die Frau besser in die Berufswelt integrieren zu wollen. Dazu gehört auch der Ausbau von Kindertagesstätten. Bis 2017 sollen Betreuungsmöglichkeiten für 400’000 Kinder geschaffen werden (Asienspiegel berichtete).
Diese Massnahme alleine wird jedoch nicht ausreichen. Vielmehr sind eine Grundsatzdiskussion über das bisherige Familienbild notwendig, um die demographische Krise zu überwinden.
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