Ein Museum für die Mayonnaise
In Japan wird die Esskultur am Fernsehen, in Magazinen und selbst in Museen gefeiert. In den zahlreichen Brauereien des Landes erfährt man alles über die Geschichte und den Herstellungsprozess des Biers.
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In Yokohama widmet sich seit zwanzig Jahren ein Museum voll und ganz der Ramen-Nudelsuppe. Hier streifen die Kunden durch eine nachgebaute Ministadt mit Essständen und Läden. In dieser den 1950er-Jahren nachempfundenen japanischen Gassenatmosphäre wird die Geschichte der Nudelsuppe zelebriert. Eine ganze Reihe berühmter Ramen-Restaurants führt hier einen Mini-Ableger.
Ein Museum wie eine Plastikflasche
Ab dem 26. Mai präsentiert nun eine weitere japanische Traditionsmarke ihr eigenes Museum. In der Mayoterrace in Tokio dürfen die Gäste in die Welt der japanischen Kewpie Mayonnaise eintauchen. In fünf verschiedenen Räumlichkeiten ist vom Herstellungsprozess über eine Degustationsküche bis zur Geschichte des Produkts alles attraktiv und verspielt aufbereitet.
Der Höhepunkt dieser neuen Ausstellungswelt ist der Mayo-Dome, eine grosse Holzstruktur, die von der Form her der klassischen Kewpie Mayonnaise-Plastikflasche nachempfunden wurde. Für den Besuch der Mayoterrace muss man sich über die Website anmelden. Vier Mal täglich werden in 90-minütigen Gruppenführungen die Mayonnaise-Welt vorgestellt.
Eine über 100-jährige Geschichte
Den Weg nach Japan nahm die Mayonnaise Anfang des 20. Jahrhunderts. 1912 entdeckte der 19-jährige Toichiro Nakashima auf seiner Ausbildungsreise für das japanische Landwirtschaftsministerium in Europa und den USA die Mayonnaise. Nakashima war derart begeistert von ihrem Geschmack, dass er 1925 mit seinem Unternehmen Shokuhin Kogyo die erste japanische Mayonnaise auf dem Markt brachte. Die Kewpie Mayonnaise war geboren, die ganz im Zeichen der Liebe stehen sollte.
Zum überall präsenten Logo des neuen Produkts wurde die damals populäre Kewpie-Puppe der amerikanischen Illustratorin Rose O’Neill – ein Amor-Baby mit Flügeln. «Die Liebe auf dem Esstisch», heisst bis heute der Slogan der ersten japanischen Mayonnaise. Das Wort Kewpie ist übrigens eine Herleitung von Cupid (lat. Cupido), dem Gott der Liebe in der römischen Mythologie.
Neue Märkte
Es dauerte nicht lange, bis sich die Kewpie Mayonnaise in der japanischen Küche etabliert hatte. Populäre Gerichte wie Okonomiyaki, Takoyaki oder Yakisoba werden heute mit dieser weiss-gelblichen Sauce regelrecht überdeckt. Einzig während des Zweiten Weltkriegs musste die Produktion ab 1943 wegen Mangels an Zutaten eingestellt werden. 1948 wurde die Produktion wiederaufgenommen. Das Unternehmen ist sogar als Kewpie Corporation an der Tokioter Börse gelistet.
Seit ein paar Jahren expandiert das Unternehmen in neue Märkte wie die USA, Vietnam, Thailand, Malaysia oder China. In China hat das Unternehmen sogar eine neue, süsse Mayonnaise-Sorte für Früchte entwickelt, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Diese verkauft sich gar besser als die klassische Kewpie-Mayonnaise.
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