Wann ist man Japaner?
Wann wird man in Japan als Japaner angesehen? Wenn man die Sprache beherrscht? In Japan aufgewachsen ist? Oder entscheidet das Aussehen? Ein Video der Youtube-Legende Tanaka Ken alias David Ury gibt provokativ und humoristisch die Antwort und zeigt, wie die klassische westliche Vorstellung von Integration oder gar Assimilation in Japan nicht wirklich funktioniert.
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Die unterschiedliche Auffassung von Aussehen und Identität stellt sich gerade in Japan als ziemlich Komplex heraus. Vor ein paar Jahren hat sich beispielsweise der Begriff Shingata Gaijin Komupurekkusu (Der neue Ausländerkomplex) etabliert.
Wann gehört man dazu?
Davon betroffen ist der Westler, der seit vielen Jahren in Japan wohnhaft ist, fliessend Japanisch spricht und trotzdem von den Japanern dauernd auf Englisch angesprochen und als Tourist behandelt wird.
Gemeint ist die ständige Spezialbehandlung der westlichen Mitbürger im guten wie im schlechten Sinne. Es ist der Komplex des Ausländers nie wirklich zur japanischen Gesellschaft gehören zu dürfen, auch wenn man noch so gut integriert sein mag (Asienspiegel berichtete).
Halb oder voll?
Noch schwieriger haben es die Menschen, die mit internationalem Hintergrund in Japan aufgewachsen sind, sich oft zu 100 Prozent als Japaner fühlen, aber von den Mitbürgern nie so angesehen werden. Der Dokumentarfilm «Hafu» hat sich vertieft mit dieser Thematik auseinandergesetzt.
«Hafu», vom englischen Wort «half» kommend, nennt man in Japan, die Menschen, die einen japanischen und einen ausländischen Elternteil haben. Das Wort «Hafu» wird von vielen in Japan inzwischen als Kompliment verwendet (Asienspiegel berichtete). Von einem «Hafu» hat man die Vorstellung, dass er mehrsprachig ist, ein bisschen exotisch aussieht, aber dennoch nicht so exotisch ist, dass es in einem Japaner die Unsicherheit vor dem Fremden auslöst.
Dass es aber auch «Hafu» gibt, die in Japan aufgewachsen sind und gar kein Englisch oder irgendeine andere Fremdsprache sprechen, daran denkt kaum jemand.
Die Hafu-Komödianten
Der Japaner-Amerikaner Anthony, der in Tokio als Sohn eines Sushi-Restaurantbesitzers aufgewachsen ist, hat aus diesen Vorurteilen einen Beruf gemacht. Als Komiker macht er sich gekonnt lustig über diese falsche Wahrnehmungen und hat damit Erfolg. Am Fernsehen erzählte er beispielsweise humoristisch, wie er von einem Sushi-Meister eine California Roll aufgetischt bekam, weil dieser dachte, er sei Ausländer.
In der Schulzeit entschied er wegen seiner schlechten Englisch-Noten einen Konversationsunterricht für Englisch zu besuchen. Als er jedoch das Schulzimmer betrat, erhoben sich die Schüler, weil sie Anthony mit dem Englischlehrer verwechselten (siehe Video unten).
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