Das wertvollste Gemüse
Zwei Jahre lang verhandelten Taipeh und Tokio über die Ausstellung mit auserlesenen Schätzen aus Taiwans Nationalem Palastmuseum. Mit fast 700’000 Artefakten besitzt das Museum in Taipeh die weltweit grösste chinesische Kunstsammlung.
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Das Museum gehört zu den Höhepunkten vieler japanischer Touristen in Taiwan. Um so mehr freuten sich die Japaner, dass nun Artefakte aus dem Museum zum ersten Mal auch im Tokyo National Museum zu sehen sein werden. Insgesamt 186 Ausstellungsstücke wurden aus Taipeh nach Japan geschickt.
Jade-Kohl und Fleisch-Stein
Die zwei berühmtesten Leihgaben sind nicht etwa Kalligraphien oder Gemälde bekannter Meister, sondern Nahrungsmittel: Der Jade-Kohl (翠玉白菜) und der Fleisch-Stein (肉刑石) sind die Stars des Nationalen Palastmuseums. Der Kohl wurde von einem unbekannten Künstler aus einem weiss-grünen Jadeit gemeisselt. Der Künstler beliess die ursprünglichen Farben des Steines und erschuf daraus ein detailgetreues Stück Kohl. Auf dem Gemüse sitzen zudem ein kleiner Grasshüpfer und eine Heuschrecke.
Der Fleisch-Stein ist deshalb so bekannt, weil er auch bei näherer Betrachtung genau so aussieht wie geschmortes Schweinefleisch – einschliesslich verschiedener Schichten. Sogar die Hautporen und Farben an der Oberfläche lassen den Betrachter glauben, er habe ein saftiges Stück Fleisch vor sich.
Fehlendes Zeichen
Die Ausstellung in Tokio wäre fast gescheitert: Wenige Tage vor der Eröffnung drohte Taipeh die Ausstellung platzen zu lassen. Der Grund: Auf einigen japanischen Plakaten fehlte die Bezeichnung «National» (國立). Anstatt Nationales Palastmuseum, bezeichneten Plakate von Mediensponsoren es als Taipeh Palastmuseum, so die Nachrichtenagentur CNA.
Die Japaner kündigten am Montag schliesslich an, die beanstandeten Plakate zu entfernen. Zuvor verteidigte sich das Tokioter Museum noch damit, dass es wenig Einfluss auf die Plakate von Sponsoren habe. Auf den offiziellen Plakaten des Museums in Tokio sei dagegen der vollständige Name aufgeführt.
In Taiwan empfand man die fehlende Bezeichnung dennoch als demütigend. Da Taiwan nur von wenigen Ländern diplomatisch anerkannt wird, kommt es immer wieder zu Ungleichbehandlungen. Für Verärgerung sorgte etwa die offizielle Gedenkveranstaltung ein Jahr nach der Tsunami-Katastrophe. Obwohl Taiwan weltweit am meisten gespendet hatte, durfte Taiwans Vertreter auf der Veranstaltung keine Blumen niederlegen.
Die Ausstellung Treasured Masterpieces from Taipei ist vom 24. Juni bis zum 15. September im Tokyo National Museum zu sehen, und vom 7. Oktober bis zum 30. November im Kyushu National Museum.
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