Ein Sommer ohne Atomstrom
Alle 48 Atomreaktoren in Japan sind zurzeit ausser Betrieb. Die letzten zwei noch angeschalteten Reaktoren im AKW Oi wurden im September 2013 vom Netz genommen (Asienspiegel berichtete). Die Strombranche hofft derweil möglichst schnell wieder ihre AKW in Gang setzen zu dürfen. Sie hat Milliarden ausgegeben, um die Infrastruktur den neuen, strengeren Sicherheitsauflagen anzupassen. Auch die Regierung unter Premierminister Shinzo Abe setzt auf den Atomstrom.
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Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat jedoch die neu erschaffene Nukleare Regulierungsbehörde (NRA). Und die hat sich bislang als strenger erwiesen als der Regierung lieb ist. Rund 17 Reaktoren werden seit Monaten geprüft.
Hunderte von Angestellten der verschiedenen Stromproduzenten haben sich in der Nähe der Nuklearen Regulierungsbehörde in Tokio in Hotels einquartiert, um sofort auf Anfragen reagieren zu können. Zehntausende Dokumente müssen bearbeitet werden. Die NRA muss diesen Berg an Arbeit mit verhältnismässig wenig Personal bewältigen.
Rückschlag für die Atombranche
Am weitesten gediehen sind die Tests im AKW Sendai in der Präfektur Kagoshima auf der Südinsel Kyushu. Doch nun dauert es auch bei diesem Atomkraftwerk länger als sich dies Betreiber Kyushu Electric Power wohl erhofft hat. So kann davon ausgegangen werden, dass das AKW Sendai wohl frühestens im Herbst wieder ans Netz gelassen, wie NHK News berichtet.
Damit bleibt Japan zum ersten Mal seit AKW-Katastrophe von Fukushima während eines Sommers komplett frei von Atomstrom. Die letzten beiden Jahre waren noch zwei Reaktoren des AKW Oi in Betrieb. Japans Betreiber rechnen jedoch nicht mit einem Strommangel. Bereits letzten Sommer konnte die Energieversorgung mit lediglich zwei angeschalteten Reaktoren problemlos gesichert werden. Mit Wärmekraftwerken, die meist mit Gas betrieben werden, wird zurzeit kompensiert (Asienspiegel berichtete).
Bis die NRA die Sicherheitsüberprüfungen im AKW Sendai abgeschlossen hat, könnte es August werden. So musste der Betreiber Regulierungsbehörde in den letzten Tagen Dokumente nachliefern. Sobald der Bericht steht, wird innerhalb eines Monats eine endgültige Entscheidung getroffen. Hinzu kommt noch der Einbezug der lokalen Behörden. Frühestens im September kann das AKW Sendai wieder hochgefahren werden.
AKW-Zukunft bleibt ungewiss
Japans Weg zurück ins AKW-Zeitalter erweist sich als steiniger als sich das so einige Experten vorgestellt haben nach dem Amtsantritt von Shinzo Abe im Dezember 2012. Eine Mehrheit in der Bevölkerung befürwortet weiterhin den Atomausstieg. Erst letzten Monat hat das Bezirksgericht der Präfektur Fukui dem AKW Oi wegen Sicherheitsmängeln untersagt, die Reaktoren 3 und 4 wiederhochzufahren (Asienspiegel berichtete).
Zum ersten Mal seit dem Unfall im AKW Fukushima hatte damit ein Gericht in Japan den Betrieb eines AKW verboten. Die NRA hat derweil angekündigt, unabhängig von diesem Urteil mit den Sicherheitstests fortzufahren. Und so bleibt Japan für die nächsten Monate weiterhin atomstromfrei.
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