«Ein Körper gegen die Strahlung»
Wie soll sich der Mensch gegen die radioaktive Strahlung schützen? Diesem Thema widmet sich seit kurzem die offizielle Website der Stadt Fukushima. Doch anstatt für Aufklärung sorgen die Hinweise viel mehr für Verwirrung.
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Für den grossen Wirbel sorgen insbesondere zwei Merkblätter, die sich den Ess- und Lebensgewohnheiten widmen. «Erschaffen wir einen Körper, der gegen die radioaktive Strahlung nicht verliert», lautet der umstrittener Titel. Darin wird empfohlen, möglichst vielfältig zu essen sowie das eigene Gemüse aus dem Garten kontrollieren zu lassen. Weiter wird nahegelegt, Gemüse und Früchte gut zu waschen sowie die Lebensmittel zu kochen.
Regelmässiger Stuhlgang
Wichtig sei auch ein regelmässiger Stuhlgang, der mit der Einnahme von viel Wasser, Gemüse sowie faserhaltigen und fermentierten Nahrungsmitteln erreicht werde. Ausserdem wird eine Reihe von Lebensmitteln wie Spinat, Fisch oder Algen aufgezählt, welche helfen sollen, die Aufnahme radioaktive Substanzen durch den Körper zu verhindern.
Bezüglich der Lebensgewohnheiten heisst es schliesslich, dass es wichtig sei, einen guten Stoffwechsel zu haben, um mögliche radioaktive Substanzen schnell ausscheiden zu können. Um dies zu erreichen, sei ein aktiver, gesunder und stressfreier Lebensstil notwendig, bei dem auch auf die Hygiene viel Wert gelegen wird. Man soll zudem regelmässig die Fenster öffnen, draussen spielen und die Wäsche an der Sonne trocknen.
Sieg oder Niederlage
Merkblätter über die Strahlengefahr in der Präfektur Fukushima machen durchaus Sinn. Die Arbeiten und die Probleme rund um die Atomruine nehmen kein Ende. Fukushima-City liegt derweil rund 60 Kilometer vom zerstörten AKW entfernt. Die Hauptstadt der Präfektur wurde nie evakuiert, aktuelle Messungen ergeben an den meisten Stellen lediglich leicht erhöhte Werte, die nach offiziellen Angaben jedoch keine Gesundheitsgefahr darstellen.
Die Sorgen in der Bevölkerung bleiben dennoch gross. Damit ist wohl auch die aktuelle Publikation zu erklären, deren Machart einige Verwirrung in der japanischen Internet-Gemeinde ausgelöst hat. Die Empfehlungen lösen gar Kopfschütteln aus, da sie teilweise im Widerspruch zu bisherigen Ansichten stehen. Insbesondere die Verwendung des Begriffs «verlieren» im Titel sorgt für Verstimmung. Hier einige Stimmen japanischer Twitter-Nutzer:
«Es ist verblüffend, dass es bei der Strahlung nun auch noch um Sieg oder Niederlage geht» @imacocosumisumi
«Das scheint eine Einladung für die Erschaffung eines neuen Menschen zu sein. Es wäre wohl besser gewesen, wenn man ganz einfach die Methoden zur Risikoreduzierung vorgestellt hätte» @sh_yamada
«Im Grunde wird damit gesagt: ‹Bitte zieht wegen der Strahlengefahr von Fukushima weg!» @Great_Satan
«Will der Autor damit sagen, dass es Leute gibt, die gegen die Strahlung verlieren?» @jetskyou
Inzwischen ist die Kritik auch bei den Behörden in Fukushima-City angekommen. Auf derselben Seite entschuldigen sie sich für die Missverständnisse, welche die Formulierung hervorgerufen haben könnte.
Es sei nur darum gegangen, der Bevölkerung einen robusten Lebensstil nahe zu bringen. Man werde den Inhalt der beiden Merkblätter zu den Lebens- und Ernährungsgewohnheiten nochmals genauer überprüfen.
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