Wann fährt Japan wieder hoch?
Erstmals seit ihrer Gründung im September 2012 hat die Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) einem Atomkraftwerk grünes Licht gegeben. Die Reaktoren 1 und 2 des AKW Sendai in der Präfektur Kagoshima auf der Südinsel Kyushu erfüllen die neuen, strengeren Sicherheitsstandards, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
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Dafür waren monatelange Kontrollarbeiten notwendig. Zuletzt kam es noch zu Verzögerungen, weil Dokumente nachgereicht werden mussten (Asienspiegel berichtete).
Doch nun gibt es erstmals ein OK von der NRA. Damit ist für den Betreiber Kyushu Electric Power eine grosse Hürde, vor der noch 46 weitere zurzeit abgeschaltete Reaktoren stehen, aus dem Weg geräumt. Für ein Wiederhochfahren im Sommer wird es jedoch nicht reichen. Denn nun stellt sich die Frage, wer eigentlich die letzte Entscheidung für die Wiederinbetriebnahme in diesem neuen System fällt?
«Es liegt nicht an mir zu sagen, dass die AKW sicher sind»
Die NRA ist es nicht. Diese überprüft lediglich, ob die Reaktoren den Sicherheitsstandards entsprechen. Sie besitzt ausserdem die Kompetenz, einen Reaktor eigenmächtig zu stoppen. Über einen Start entscheidet die NRA jedoch nicht. «Es liegt nicht an mir zu sagen, dass die AKW sicher sind», zitiert die Mainichi Shimbun den NRA-Vorsitzenden Shunichi Tanaka, der damit den Ball an Betreiber und Politiker weitergibt.
Aber auch die Regierung in Tokio sieht sich offenbar nicht wirklich in der letzten Verantwortung. Man fälle keinen politischen Entscheid über das Wiederhochfahren von AKW, heisst es aus Tokio. «Wenn wir zur Schlussfolgerung kommen, dass das AKW sicher ist, dann wollen wir mit dem Einverständnis der lokalen Behörden den Weg der Wiederinbetriebnahme weitergehen», zitiert FNN News Premierminister Shinzo Abe. Der Entscheid der NRA sei ein weiterer Schritt nach vorne.
Inbetriebnahme wohl erst im Oktober
Laut Jiji News sieht der Fahrplan nun vor, dass während 30 Tagen öffentliche Meinungen und Fragen zu technischen Angelegenheiten eingeholt und die letzten Sicherheitsabklärungen getroffen werden. Anschliessend beginnen für den Betreiber Kyushu Electric Power die Beratungen mit dem Bürgermeister und der Versammlung der Stadt Satsumasendai, die das AKW beherbergt.
Zuletzt wird das Präfekturparlament von Kagoshima darüber beraten, bevor Gouverneur Yuichiro Ito seinen Entscheid bezüglich Sendai fällt. Und so werden am Ende er und die Regierung in Tokio die letzte Verantwortung übernehmen müssen. Mit einem Start wir frühesten ab Oktober gerechnet.
Wirklich sicher?
Kritiker haben derweil ihre Zweifel, was die Sicherheit des AKW Sendai anbelangt. So verwies die Asahi Shimbun in einem Artikel Anfang Juli, dass ein von der Regierung gefordertes externes Notfallzentrum für Behörden und Betreiber im AKW-Krisenfall in der Präfektur Kagoshima noch gar nicht existiere. Die Bauarbeiten ziehen sich womöglich bis im März 2015 hin.
Ausserdem gibt es in der Umgebung des AKW Sendai 14 Vulkane. Für viele Experten ist gerade dieses Kernkraftwerk diesbezüglich besonders verwundbar (Asienspiegel berichtete). Die NRA sagt dazu, dass die Wahrscheinlichkeit klein sei, dass die Sicherheit der Atomreaktoren durch einen Vulkanausbruch beeinträchtigt werde. Man müsse die Aktivität der Vulkane jedoch im Auge behalten, um vorzeitig reagieren zu können.
Vulkanologen meinen laut Jiji News dazu, dass eine genaue Vorhersage über einen Ausbruch unmöglich sei. Die Natur verhalte sich nie so, wie es sich der Mensch ausmale.
Der Präzedenzfall
Das AKW Sendai wird für die NRA und die Regierung in Tokio zum Präzedenzfall. Sein Ausgang wird darüber entscheiden, wie schnell die anderen AKW ans Netz gehen werden. Zurzeit untersucht die Nukleare Regulierungsbehörde, inklusive AKW Sendai, 19 Reaktoren in 12 Kernkraftwerken. Noch sind alle 48 Reaktoren ausser Betrieb.
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