Das ungeklärte Kapitel
Nirgendwo sonst sind die Japaner in Asien so populär wie auf der Insel Taiwan (Asienspiegel berichtete). Die Kolonialzeit wird – wenn überhaupt – inzwischen mehrheitlich positiv bewertet. Japans Technologie, Popkultur und Küche sind in Taiwan äusserst beliebt. Während es auf dem chinesischen Festland und in Korea immer wieder zu heftigen Protesten gegen Japan kommt, hegt Taiwan heutzutage kaum noch einen Groll gegen die frühere Kolonialmacht.
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Das dunkle Kapitel der sogenannten «Trostfrauen» hat man in Taiwan jedoch noch nicht vergessen. Mit dem euphemistischen Begriff bezeichneten die Japaner die Frauen und Mädchen, die es während des Zweiten Weltkriegs zur Prostitution zwang. In Taiwan warten die wenigen überlebenden Opfer bis heute auf Gerechtigkeit.
Über 1000 Taiwanerinnen zur Prostitution gezwungen
Kurz vor dem Jahrestag der japanischen Kapitulation protestierten mehrere Dutzend Aktivisten vor der japanischen Vertretung in Taipeh, berichtet die China Times ). Japan habe damals über 1000 taiwanische Frauen zur Prostitution gezwungen, zitiert die Taipei Times Kang Shu-hua.
Kang leitet die Taipei Women’s Rescue Foundation, die sich für die Opfer der japanischen Zwangsprostitution einsetzt. In Taiwan gebe es nur noch fünf Überlebende, so Kang Shu-hua weiter, alle seien bereits über 90 Jahre alt. Sie fühle sich verpflichtet, weiter für diese Frauen zu kämpfen.
«Trostfrauen waren notwendig»
Die japanische Regierung tut sich indes schwer mit der Aufarbeitung des dunklen Kapitels. Erst in den 1990er-Jahren richtete Japan eine Stiftung ein, die die Opfer ausbezahlen sollte. Viele der Frauen wollten das Geld jedoch nicht annehmen, da es nicht direkt von der japanischen Regierung kam.
Für Entsetzen sorgte im letzten Jahr Osakas Bürgermeister, als er die «Trostfrauen» als «zu jener Zeit notwendig» bezeichnete (Asienspiegel berichtete).
Erst Anfang Jahr setzte sich der neue Chef des angesehenen japanischen Rundfunks NHK heftiger Kritik aus. Dies nachdem er die Zwangsprostitution zuvor eine «Realität der damaligen Zeit» nannte (Asienspiegel berichtete).
Neben Taiwan wurden auch Frauen aus China, Korea und Südostasien von der japanischen Armee zur Prostitution gezwungen. Insgesamt sollen rund 200’000 Frauen betroffen gewesen sein.
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