Der Manga-Roboter von 1934
Osamu Tezuka wird als der Pionier der modernen Manga-Kultur angesehen. Die Geschichte des Roboterjungen Tetsuwan Atomu (Astro Boy) aus den 1950er-Jahren verhalf ihm zum Durchbruch. Tezukas kreative Umtriebigkeit trug dazu bei, dass sich die Branche zu einem Milliardengeschäft verwandelte (Asienspiegel berichtete).
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Dabei geht allzu gerne vergessen, dass es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg eine lebendige Manga-Kultur gab, mit Geschichten, die wie Tetsuwan Atomu von Superhelden handelten. So hatte auch Tezuka hatte seine Vorbilder, auf denen er baute. Eine davon war wohl die Serie Tank Tankuro des 1895 geborenen Manga-Künstlers Gajo Sakamoto, die zwischen 1934 und 1936 im Kindermagazin Yonen Club erschien.
Der Held in Zeiten des Kriegs
Der Held der Geschichte ist Tankuro mit der edozeitlichen Chonmage-Haarknotenfrisur, die man heute noch bei den Sumo-Ringern sieht. Sein besonderes Merkmal ist sein Eisenkugel-Körper, der aus acht Löchern besteht und aus dem er Hände, Füsse, Waffen, Schwerter, Flügel, Werkzeuge und allerlei hervorzaubern kann, um seine Feinde zu bekämpfen. Tankuro war womöglich der erste Roboter und Superheld der Manga-Geschichte. Stil wie Erzählung sind minimalistisch verspielt gehalten und unterscheiden sich deutlich von den heutigen japanischen Comics.
Tank Tankuro konnte sich dem Zeitgeist nicht entziehen. Stets spielt der Krieg eine Rolle. Sakamotos Arbeit mag auf den ersten Blick eine Faszination dafür ausdrücken. Es war aber gerade die verspielte surreale Art des Protagonisten Tankuro, die als stiller Protest gewertet werden kann. Gajo Sakamotos Sohn bezeichnete ihn als einen Künstler, der in Zeiten der Unterdrückung mit Entschlossenheit und Charme für die Freiheit des kreativen Ausdrucks kämpfte.
Ein wichtiger Teil der Manga-Geschichte
Als historisch wertvolles Dokument für die Geschichte der Manga-Kultur angesehen, hat der Verlag Presspop Gallery 2011 eine englischsprachige Ausgabe von Tank Tankuro publiziert, angereichert mit vielen Essays und Hintergrundinformationen für das bessere Verständnis.
In Japan ist man bereits einen Schritt weiter. So hat Ebook Initiative Japan Gajo Sakamotos Manga-Werk, das weit mehr als die Serie Tank Tankuro umfasst, nun als digitalisierte Version für die E-Reader herausgebracht. Jeder einzelne Titel kostet lediglich 500 Yen. Ziel ist es, Sakamotos Schaffen auch für die Nachwelt zu bewahren.
Ein turbulentes Leben
Gajo Sakamoto selbst verstarb am 8. August 1973. Sein Leben war, wie das seiner ganzen Generation, turbulent. 1939 verpflichtete er sich als Teilzeitkraft im Propagandabüro in der besetzten Mandschurei. Als die Truppen der Sowjetunion anrückte, flüchtete er. Ein Jahr dauerte die Heimkehr über Korea. 1946 war er wieder zurück in Japan. In der Nachkriegszeit legte er seine Arbeit als Manga-Künstler nieder und widmete sich bis zu seinem Tod der Tuschmalerei.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken