Die dicke Omelette
Oishii! – Omurice, auch Omuraisu geschrieben, heisst das Gericht, das wie die dickste Omelette der Welt aussieht. Das Wort ist ein Zusammenzug der beiden Begriffe «Omelette» und «Rice». Der Name verrät schon fast alles. Omurice ist gebratener Reis, der in eine grosse Omelette gewickelt wird. Das Endprodukt wirkt visuell wie ein gelber Rugby-Ball.
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Im Jiyuken in Kanazawa in der Präfektur Ishikawa legt man besonderen Wert auf eine verfeinerte Zubereitung von Omurice. Der Reis wird hier mit Rind- und Schweinehackfleisch sowie einer eigenen Soja-Sauce gebraten. Als Beilage gibt es eine kleine Krokette, etwas Gemüse und eine Miso-Suppe. Auf die heute übliche Verwendung von Ketchup für das Omurice wird im Jiyuken bewusst verzichtet. Denn hier wird Tradition gross geschrieben.
Eine 100-jährige Familiengeschichte
Das von einer Familie geführte Restaurant wurde zum Ende der Meiji-Zeit (1868 bis 1912) gegründet. Die steinerne Fassadenarchitektur erinnert an diese Periode, als sich Japan in wenigen Jahrzehnten von einem Feudalstaat zu einem Industriestaat entwickelte. Und noch immer werden die Gerichte nach den Originalrezepten von 1909 zubereitet. Die Auswahl reicht vom Rinderzungen-Eintopf in einer Demiglace-Sauce über Hayashi-Rice bis zum Tonkatsu.
Yoshoku heissen diese westlich angehauchten Gerichte. Auch Omurice, das bereits 1900 auf der Speisekarte des Traditionsrestaurants Rengatei im schicken Tokioter Ginza-Quartier stand, gehört zu dieser Sorte. Heute wird der Klassiker überall im Land in ganz verschiedenen Variationen serviert.
Im alten Geisha-Viertel
Im Jiyuken wird diese Yoshoku-Geschichte mit viel Liebe gelebt. Ein Besuch kommt einer kleinen nostalgischen Zeitreise gleich. Das Interieur mit dem kleinen Tresen und einem Bereich, wo die Gäste auf dem Tatami sitzend speisen dürfen, hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Es ist so, als wäre die Zeit irgendwann in den 1950-ern stehen geblieben. Die Gäste schätzen diese Atmosphäre. Gerade mittags bilden sich vor dem Jiyuken lange Warteschlangen mit Einheimischen und vielen Touristen.
Die Zeitreise macht aber nicht im Jiyuken halt. So ist das Restaurant im historischen Teehaus-Viertel Higashi Chayagai gelegen, wo bis ins 19. Jahrhundert das Geisha-Quartier war. Die alten historischen Holzhäuser hat man hier liebevoll erhalten. Ein Gang durch die vielen pittoresken Gässchen macht die Geschichte lebendig. Es ist einer der schönsten Orte in Japan. Perfekt eingebettet in diese Tradition hat sich auch das seit über 100 Jahren existierende Jiyuken.
Info
Jiyuken
1−6−6, Higashiyama, Kanazawa, Ishikawa 920‑0831
Phone 076−252−1996 / Fax 076−252−1966
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