Die speziellen Grenzinseln
Japan ist ein Land mit exakt 6847 Inseln. Nur 418 davon sind bewohnt, mit den vier Hauptinseln Honshu, Hokkaido, Shikoku und Kyushu im Zentrum. Lange blieben die zahlreichen, kleinen Territorien an der Peripherie des Inselstaates ohne weitere politische oder wirtschaftliche Bedeutung.
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Doch zunehmend rücken die zahlreichen Mini-Inseln in den Fokus der japanischen Regierung. Erst Anfang August hat Tokio 158 unbewohnten Grenzinseln offizielle Namen gegeben (Asienspiegel berichtete), was als eine Reaktion auf die anhaltenden Territorialstreitigkeiten mit China und Südkorea gesehen wird. So erhielten selbst fünf Erhebungen innerhalb der umstrittenen Senkaku-Inselgruppe eine verwaltungstechnische Bezeichnung.
Gleichzeitig besitzt Japan auch eine Reihe an entlegenen, bewohnten Inseln. Viele von ihnen kämpfen jedoch seit Jahrzehnten mit einer kriselnde Lokalwirtschaft, Einwohnerschwund und Überalterung. Dabei sind gerade diese Orte wichtige strategische Aussenposten. Aus diesem Grund planen Abgeordnete der Regierungspartei der Liberaldemokraten (LDP) diesen bewohnten Mini-Inseln mehr Gewicht zu verleihen, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. So sollen diese «speziellen, abgelegenen Grenzinseln» laut einem Gesetzesentwurf von der Regierung künftig gefördert werden.
Dazu gehört insbesondere die Stationierung von Truppen und Küstenwache sowie der Bau von Strassen, Schiffshäfen, Flugplätzen und anderen öffentlichen Infrastrukturen. Der Landkauf durch ausländische Firmen auf diesen Inseln, aber auch die zunehmende illegale Fischereiaktivität durch ausländische Schiffe seien zu einem Sicherheitsrisiko geworden, argumentieren die Verfasser des Gesetzesentwurfs. Daher sei es wichtig, dass Tokio diese Inseln besser unterstütze. Bis im Herbst soll der Gesetzesentwurf für die «speziellen Grenzinseln» dem Parlament vorgelegt werden. Die staatlichen Zuschüsse sollen sich fürs Erste auf 10 Jahre beschränken.
Der Fall Tsushima
Als besonderer Fall gilt Tsushima, das verwaltungstechnisch zur Präfektur Nagasaki gehört. Die Insel mit 37’000 Einwohnern hat in den letzten Jahren einen verstärkten Zufluss an südkoreanischen Investitionen erlebt. Nur 50 Kilometer von der Hafenstadt Busan entfernt, ist Tsushima ein beliebter Ort für Touristen aus Südkorea. Die Insel generiert damit einen Hauptteil ihrer Einnahmen.
Doch in Tokio befürchten Politiker durch diese Entwicklung eine schleichende Vereinnahmung der Insel durch Südkorea, wie die Japan Times berichtet. Seit Jahrzehnten streiten die beiden Länder bereits um den Besitz der Insel Takeshima/Dokdo (Asienspiegel berichtete).
Die anderen Grenzinseln
Andere Grenzinseln, die vom neuen Gesetz profitieren könnten, sind Rebun, Rishiri und Okushiri bei Hokkaido, Sado und Oki bei Honshu und Yonaguni in Okinawa. Viele von diesen Inseln können von einem Tourismusboom wie in Tsushima nur träumen. Gegen einen finanziellen Zuschuss aus Tokio hätte man daher kaum etwas einzuwenden.
Ob aber eine verstärkte Militärpräsenz erwünscht ist, bleibt eine andere Frage. So haben die japanischen Selbstverteidigungstruppen auf Yonaguni unweit von Taiwan, unabhängig vom neuen Gesetz bereits begonnen, eine Radarstation einzurichten. Bis 2015 sollen hier 150 Soldaten stationiert werden, als Aussenposten gegen ein militärisch erstarktes China. Viele lokale Bewohner befürchten jedoch, dass ihre Insel damit zu einer Zielscheibe in einem militärischen Konflikt werden könnte (Asienspiegel berichtete).
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